29.08.2023 Ι Die Industriearmaturenbranche ist trotz widriger Rahmenbedingungen noch recht gut ins Jahr 2023 gestartet. So ist es der Branche gelungen, trotz der schwierigen Lage in einigen Absatzindustrien wie der Chemieindustrie ein Umsatzplus von nominal 8 Prozent zu erwirtschaften. Das Inlandsgeschäft kletterte um 12 Prozent. Der Auslandsumsatz nahm um 4 Prozent zu. Preisbereinigt entspricht das Umsatzwachstum von 8 Prozent jedoch einem Rückgang von 2 Prozent.
„Wie bereits im vergangenen Jahr ist das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr 2023 zu einem großen Teil der Inflation geschuldet. Angesichts der nach wie vor eher schwachen Konjunktur in Deutschland und Europa fällt es der Branche zunehmend schwer Kurs zu halten“, bewertet Dr. Laura Dorfer, Geschäftsführerin des VDMA Fachverbandes Armaturen, die aktuelle Lage. „In die Zukunft blicken wir optimistisch, denn grundsätzlich ist die Armaturenbranche gut aufgestellt und bietet auch für Zukunftsthemen wie den Klimaschutz die richtigen Lösungen. Aktuell machen unseren Mitgliedern aber bürokratische Hemmnisse sowie der Fachkräftemangel zu schaffen, so dass das Potenzial nicht voll ausgeschöpft werden kann.“
Es ist zu erwarten, dass sich Lieferengpässe und Inflation im Laufe des Jahres weiter abschwächen. Viele Abnehmerindustrien sind jedoch nach wie vor verunsichert und nehmen größere Investitionen nur zögerlich in Angriff.
„Wir rechnen vor diesem Hintergrund mit einer Abschwächung des Wachstums im zweiten Halbjahr und kalkulieren für das Gesamtjahr 2023 nur mit einem nominalen Umsatzplus von 5 Prozent“, prognostiziert die Fachverbands-Geschäftsführerin.
Sicherheits- und Überwachungsarmaturen liegen vorn
In allen Produktgruppen wurde zwar im ersten Halbjahr ein Umsatzplus erzielt. Doch war auch hier die auf den ersten Blick erfreuliche Entwicklung inflationsgetrieben. Am besten schnitten erneut Sicherheits- und Überwachungsarmaturen mit einem nominalen Umsatzplus von 14 Prozent im In- und Ausland ab. Absperrarmaturen verbuchten ein Umsatzplus von 9 Prozent und Regelarmaturen kamen auf ein Plus von 2 Prozent. Bei Absperr- und Regelarmaturen verlief das Inlandsgeschäft besser als das Auslandsgeschäft. Nach Zahlen des VDMA liegen zwar in allen drei Bereichen die Auftragseingänge über dem Vorjahreszeitraum, es zeichnet sich aber eine Abschwächung des Wachstums im zweiten Halbjahr ab.
Exporte bleiben auf Expansionskurs
Im ersten Halbjahr 2023 waren die deutschen Armaturenhersteller erneut im Ausland erfolgreich unterwegs. So wurden Industriearmaturen im Wert von rund 2,6 Milliarden Euro ins Ausland exportiert. Das entspricht einem nominalen Anstieg von 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Real liegt das Plus lediglich bei 0,7 Prozent.
Die Ausfuhren in das wichtigste Abnehmerland China, die im vergangenen Jahr um 6,8 Prozent gesunkenen waren, konnten im ersten Halbjahr 2023 um 5,7 Prozent auf 296,8 Millionen Euro zulegen. Das Exportgeschäft mit dem zweitwichtigste Handelspartner USA knüpfte an die Erfolge des Vorjahres an und kletterte erneut um kräftige 20,9 Prozent. Die Ausfuhren lagen damit bei 274,2 Millionen Euro. Die Exporte nach Frankreich zogen zeitgleich um 16,3 Prozent an. Das Land behauptete weiterhin Platz drei der wichtigsten Absatzmärkte mit einem Abnahmevolumen von 169,6 Millionen Euro.
Mit einem beachtlichen Exportplus von 32,1 Prozent auf 95,0 Millionen Euro positionierte sich außerdem Tschechien wieder auf Rang 10 der wichtigsten Abnehmer.
Wachstumschancen entstehen rund um das Thema Nachhaltigkeit
Während die Perspektiven des wichtigen Armaturenabnehmers Chemie vor allem in Deutschland und Europa aktuell sehr schwach ausfallen, versprechen andere Märkte bessere Absatzchancen. So gilt die Armaturenindustrie gemeinsam mit der gesamten Prozesstechnik als Enabler der Energiewende. Die Trendthemen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft sorgen für Bedarf an entsprechenden grünen Technologien. Daher könnte die Fokussierung der EU und der US-Regierung auf Nachhaltigkeitsthemen auch in den kommenden Jahren für die Armaturenindustrie positive Impulse bringen.