24.08.2023 | Der Technologiekonzern Andritz hat seine erste CO2-Abscheideanlage an die Stahlindustrie geliefert: Im zweiten Quartal dieses Jahres nahm die Anlage bei voestalpine in Linz, Österreich, den Betrieb auf.
Die Anlage scheidet mit Hilfe eines von Andritz konzipierten Amin-Verfahrens CO2 aus den Rauchgasen der Eisenerzeugung ab. Dieses wird in große industrielle Gasflaschen abgefüllt und an ein österreichisches Energiespeicherunternehmen geliefert. Der Empfänger untersucht neue Möglichkeiten, um dieses Gas wiederum für die Stahlproduktion zur Verfügung zu stellen. Damit soll eine nachhaltige Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft gefördert und den Bedarf an fossilen Brennstoffen reduziert werden.
K1-MET ist Auftraggeber
Die Anlage wurde vom metallurgischen Kompetenzzentrum K1-MET in Auftrag gegeben. K1-MET ist eine führende Forschungseinrichtung, die mit nationalen und internationalen Partnern wie der voestalpine an Themen wie Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und klimaneutrale Metallproduktion arbeitet. Ziel des Projekts ist es, Betriebserfahrungen zu gewinnen, neue Absorptionsmedien zu untersuchen und Prozesse zu optimieren.
Michael Derntl von K1-MET sieht in einem erfolgreichen Pilotbetrieb der CO2-Abscheideanlage einen wesentlichen Schritt in Richtung industrieller Anwendung in der Stahlindustrie.
Mit seiner CO2-Abscheidetechnologie unterstützt Andritz Unternehmen bei der Dekarbonisierung ihrer Betriebe und schafft die Voraussetzung für eine permanente Speicherung oder Weiterverarbeitung und Verwertung des klimaschädlichen Gases.
„Da erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff nicht in ausreichendem Maß verfügbar sein werden, um die mittelfristigen Klimaziele zu erreichen, wird die CO2-Abscheidung in dieser Übergangsphase eine wesentliche Rolle bei der deutlichen Reduzierung der CO2-Emissionen spielen“, sagt Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender von Andritz.
Prinzip der CO2-Abscheidung
Schon früher berichtete Andritz von der Errichtung der CO2-Abscheideanlage bei Rohrdorfer Zement in Rosenheim. Dort ist das Verfahren auch näher beschrieben:
Das von Partikeln befreite Abgas tritt in einen Absorber ein, in dem es das Absorptionsmedium von unten nach oben durchströmt. Die Temperatur des Absorptionsmediums beträgt 40 °C. Das an CO2 verarmte Gas gelangt von dort in die Atmosphäre. Das beladene Absorptionsmedium fließt in den Desorber. Dort treibt 120 °C heißer Dampf das CO2 aus der Flüssigkeit aus. Zwischen Absorber und Desorber befindet sich ein Wärmetauscher, in dem die die wieder regenerierte, wärmere Lösung aus dem Desorber die beladene Absorptionslösung aus dem Absorber für die Desorption vorwärmt.
Das im Desorber freigesetzte CO2 wird komprimiert und in Gasflaschen abgefüllt.