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Weltweite Verstöße: Illegaler Export hochgiftiger Chemikalien

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Autor: Isabell Hochstrat

Die Nichteinhaltung des Rotterdamer Übereinkommens ist ein weltweites Phänomen. Die Grafik zeigt die Anzahl illegaler Exporte (links) und Importe (rechts) nach Jahr und Region.
Grafik: Empa
12.07.2023 Ι Forschende aus der Schweiz und aus China haben den weltweiten Handel mit hochgiftigen Chemikalien untersucht. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Fast die Hälfte des Gesamtvolumens geht illegal über Landesgrenzen. Dies erfordert entschiedene Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene.

Weltweite Verstöße bei gelisteten Chemikalien

Für die Studie, die am 10. Juli in der Zeitschrift «Nature Sustainability» veröffentlicht wurde, analysierten Forschende aus China und der Schweiz für 46 der 54 gelisteten Chemikalien öffentliche Handelsdaten aus der Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen. Insgesamt wurden weltweit von 2004 bis 2019 64.5 Millionen Tonnen dieser Stoffe gehandelt. Davon wurden 27.5 Millionen Tonnen illegal gehandelt, also an Länder exportiert, die einen Import ausdrücklich abgelehnt hatten.

Die Nichteinhaltung des Rotterdamer Übereinkommens ist ein weltweites Phänomen, insbesondere bei vielen Ländern in West-, Zentral- und Südeuropa sowie in Süd- und Südostasien. Gleichzeitig waren diese Regionen auch am meisten von illegalen Importen betroffen, gemeinsam mit dem Mittleren Osten und Nordafrika sowie Lateinamerika.

«Dieser weit verbreitete illegale Handel ist höchst besorgniserregend. Er untergräbt die weltweiten Bemühungen, uns und unsere Umwelt vor gefährlichen Chemikalien zu schützen», sagt Empa-Forscher Zhanyun Wang, der die Studie initiiert hat.

Gemäß Wang und seinen Co-Autoren ist das Ergebnis der Studie eine eher konservative Einschätzung des illegalen Handels mit gefährlichen Chemikalien, da Schmuggel und Schwarzmarkthandel von der Analyse explizit ausgeschlossen waren. Zudem exportierten beispielsweise die USA rund vier Millionen Tonnen Chemikalien an Länder, die ihre Einfuhr unter dem Übereinkommen ablehnen. Dies ist jedoch nicht unbedingt illegal – da die USA das Rotterdamer Übereinkommen nicht ratifiziert haben, gelten für sie andere Regeln.

Volumen gefährlicher Chemikalien

Als problematisch sieht Wang auch das insgesamt sehr hohe gehandelte Volumen der gefährlichen Substanzen. Von den insgesamt 64.5 Millionen Tonnen entfällt der Grossteil – 55.3 Millionen Tonnen – auf Ethylendichlord, ein karzinogenes und organschädigendes Lösungsmittel, das zur Herstellung von Polyvinylchlorid (PVC) dient. An zweiter Stelle folgt mit 6.3 Millionen Tonnen das toxische Reagenz, Desinfektionsmittel und Pestizid Ethylendioxid. Die anderen Chemikalien, bei denen es sich überwiegend um Pestizide handelt, machen dagegen einen verhältnismässig geringen Teil des Gesamtvolumens aus.

«Dennoch sehen wir, dass diese hochgiftigen Verbindungen noch immer in beachtlichen Mengen gehandelt werden», so Wang. «Seit dem Inkrafttreten des Rotterdamer Übereinkommens hat der Handel nur geringfügig abgenommen. Dabei wissen wir bei vielen dieser Stoffe bereits seit Jahrzehnten, wie schädlich sie sind.»

Weshalb beheben die Länder die Missstände nicht?

Sämtliche in der Studie verwendete Daten sind öffentlich – weshalb beheben die Länder also die Missstände nicht? Dafür gibt es mehrere Gründe.

«Bei vielen Ländern ist das Umweltministerium für die Umsetzung des Rotterdamer Übereinkommens verantwortlich», erklärt Wang. «Der Handel wird aber von der Zollbehörde überwacht.»

Zudem stehen für die Kontrolle des Chemikalienhandels oft nicht genügend Ressourcen zur Verfügung, insbesondere in Entwicklungsländern.

Nationale und internationale Maßnahmen verstärken

Die Forschenden empfehlen, nationale und internationale Massnahmen gegen den Handel mit gefährlichen Chemikalien zu verstärken, insbesondere solche gegen den illegalen Handel. Unter anderem sollen weitere problematische Chemikalien ins Übereinkommen aufgenommen werden, etwa Chrysotilasbest. Diese Art von Asbest ist die weitaus häufigste – und die einzige der sechs Arten, die noch nicht Gegenstand des Übereinkommens ist.

«Die Schweiz hat hier vor kurzem gemeinsam mit anderen Ländern die Initiative ergriffen, um eine Veränderung herbeizuführen, bis jetzt aber noch ohne Erfolg», sagt Wang.

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