18.07.2023 Ι Fassadenbegrünungen können das Klima und die Luftqualität in Großstädten positiv beeinflussen. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) entwickelt in einem interdisziplinären Forschungsprojekt Fassaden mit einem Algenbiofilm. Die Fassaden können so Schadstoffe absorbieren, sind kostengünstig und vollständig recycelbar.
Renaturierung durch Begrünung von Fassaden
Die Renaturierung von Innenstädten durch Begrünung ist ein vielversprechender Ansatz, um die Luftqualität zu verbessern: Pflanzen können Luftschadstoffe auf ihren Oberflächen binden und teilweise sogar abbauen. Gleichzeitig reduziert die Begrünung von Fassaden die Lufttemperatur und die Lärmbelästigung und verbessert die Resilienz gegenüber dem Klimawandel.
Wissenschaftliche Arbeiten belegen, dass begrünte Fassaden in Straßenschluchten die Konzentration an Stickoxiden um 40 Prozent und an Feinstaub um 60 Prozent senken können. Aufgrund der spezifischen Strömungsverhältnisse wird auf Gebäudefassaden viel mehr Feinstaub absorbiert als auf begrünten Dächern. Fassadenbegrünungen werden bisher jedoch selten realisiert, da sie einen hohen Wartungsaufwand bedeuten.
Algenbiofilm ganzjährig auf Betonfassade
Die BAM entwickelt jetzt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern aus der Wirtschaft innovative Fassadenelemente aus Beton, die ganzjährig mit Algenbiofilmen bedeckt sind. Sie zeichnen sich durch einen besonders geringeren Wartungsaufwand und eine erhöhte Effizienz bei der Luftreinigung im Vergleich zu konventionellen Fassadenbegrünungen aus, sie sind kostengünstig und optisch ansprechend.
Spezielle Mikroalgenbiofilme: effizientere Bindung
Das Berliner Biotech-Unternehmen Solaga stellt dazu als Projektpartner spezielle Mikroalgenbiofilme zur Verfügung. Durch ihre spezielle Oberflächenstruktur binden sie Feinstaub und andere Luftschadstoffe effizienter als herkömmlich begrünte Fassaden. Die Beton-und-Naturstein-Babelsberg GmbH aus Potsdam, die auf hochwertige Betonfertigteile für Fassaden spezialisiert ist, unterstützt das Projekt durch die Fertigung von Prototypen. Die BAM optimiert die Rezeptur des Betons, die Porosität und die Textur der Oberfläche für eine gute Besiedlung. Und sie verbessert die Biofilme durch die Auswahl einer gezielten Mischung verschiedener Algenspezies.
„Statt ungewollten Algenbewuchs mit Bioziden zu bekämpfen, wollen wir den städtischen Lebensraum bewusst gestalten und durch großflächige Biofilme gezielt zur Reduktion von Luftschadstoffen und der Dämpfung der innerstädtischen Überhitzung beitragen“, so Julia von Werder, Expertin für mineralische Baustoffe und Projektleitung an der BAM.
Die neuen Fassadenelemente können in Zukunft nicht nur dauerhafte Lösungen beim Neubau von Gebäuden bieten, sondern auch bei der Sanierung von Altbestand eingesetzt werden. Sie sind kostengünstig und können vollständig recycelt werden.
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