Generic filters
FS Logoi

Zukunft der Kreislaufwirtschaft & die R-Strategien

Welche Themen sind aktuell für die Kreislaufwirtschaft von Bedeutung? Prof. Dr. Manfred Renner, Leiter des Fraunhofer Cluster Circular Plastics Economy CCPE spricht über die aktuellen Herausforderungen und Chancen. Von notwendigen Leitplanken, wie der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, bis hin zur Bedeutung von Multi-Stakeholder-Kooperationen, wie der Circular Valley Convention im März 2025 in Düsseldorf.

von | 09.09.24

Prof. Dr.-Ing. Manfred Renner: Stoffkreisläufe schließen und Unabhängigkeit von Rohstoffimporten stärken.
Quelle: Fraunhofer CCPE/Mike Henning
Abfall verringern

Welche Themen sehen Sie akut für die Kreislaufwirtschaft, auch über die Kunststoffbranche hinaus?

Manfred Renner: Damit die Kreislaufwirtschaft flächendeckend in Fahrt kommt, sind andere Produktdesigns, Stichwort Eco-Design, Materialien und deren Kombination, Technologien sowie Anreize nötig. Ohne Leitplanken und auch Regulatorik wird es auch nicht gehen. Entscheidend wird jedoch sein, dass die Akteure in der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten – und zwar über einzelne direkt verbundene Stufen hinweg. Erst dann wird es gelingen, lineare Wertschöpfung zu krümmen und schließlich zu einem Wertschöpfungskreislauf zu transformieren. Dies gilt für alle Branchen und Schnittstellen.

Die Projekte im Fraunhofer CCPE nutzen diesen Multistakeholder-Ansatz bereits für die Kunststoffindustrie. Durch die Kombination von System-Know-how und Technologien entstehen so Lösungen für kleine und große Kreisläufe.

Ein weiteres großes Thema ist die Beantwortung der Frage, wie der Konsum der Zukunft aussehen kann. Wie können Mehrwerte für die Konsumenten entstehen, die eine höhere Zufriedenheit bei gleichzeitig vermindertem Konsum schaffen. Antworten können der Konsum einer geringeren Anzahl von Produkten höherer Qualität sein oder die Nutzung von Produkten statt deren Kauf. Hierzu dient das Geschäftsmodell Product-Service-System. Dies wird zu weiteren neuen, innovativen Geschäftsmodellen führen. Auch damit beschäftigen wir uns im Fraunhofer CCPE intensiv.

Plattform für die industrielle Kreislaufwirtschaft

Ist dieses Streben nach dem Multistakeholder-Ansatz auch der Grund für Ihre wissenschaftliche Begleitung an der Circular Valley Convention, die vom 12. bis 13. März 2024 in Düsseldorf stattfindet? Was erwarten Sie von diesem neuen Format?

Manfred Renner: Die Circular Valley Convention ist eine hervorragende Gelegenheit, mit allen Stakeholdern aus den verschiedenen Branchen zum Thema Kreislaufwirtschaft ins Gespräch zu kommen und neue Impulse zu setzen – nicht nur in Bezug auf Deutschland, sondern auch international. Zusammen mit der Messe Düsseldorf und der Circular Valley Stiftung erstellen wir gerade ein vielfältiges Konferenzprogramm, in dem das gesamte Spektrum zirkulärer Lösungen, Strategien und Geschäftsmodelle abgebildet wird. Erste Sprecher aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft konnten wir bereits gewinnen.

Begleitet wird die Konferenz von einer Messe und einer Abendveranstaltung. Diese bieten die Möglichkeit, vertiefender Gespräche und somit die Vernetzung nochmal intensiver voranzutreiben. Natürlich wird Fraunhofer CCPE vertreten sein.

Beschäftigung mit R-Strategien

Sie haben gerade auch notwendige Regularien angesprochen. Beim 2. Dialogforum zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke haben Sie mitgewirkt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Entwurf und was nehmen Sie daraus für sich mit?

Manfred Renner: Der offene Austausch über die Kreislaufwirtschaft mit den unterschiedlichen Vertreterinnen und Vertretern unter Leitung von Frau Lemke war äußerst informativ und anregend. Den Beteiligungsprozess zu diesem Entwurf kann ich nur begrüßen und hoffe sehr, dass dieser Dialog über die verschiedenen Gremien, Gewerkschaften, Ländern etc. weitergeführt wird.

Um die Leitziele, den Verbrauch von Rohstoffen zu verringern und Abfall zu vermeiden, zu erreichen, müssen sich nach meiner Auffassung auch Geschäftsmodelle der Unternehmen verändern. Ich empfehle, sich in diesem Prozess mit den R-Strategien der Circular Economy zu beschäftigen: Refuse, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle und Recover.

Wie wichtig die Vernetzung der einzelnen Stakeholder ist, wird durch die zwei weiteren Leitziele der NKWS nochmal bestätigt: Stoffkreisläufe schließen und Unabhängigkeit von Rohstoffimporten stärken. Hierzu braucht es ausgefeilte Technologien und intelligente Managementmethoden. Das bringe ich gern in die NKWS ein.

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

Jetzt Newsletter abonnieren

Immer auf dem aktuellen Stand, alle 2 Wochen in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Zehn Jahre Pariser Klimaabkommen: Bilanz vor der COP30
Zehn Jahre Pariser Klimaabkommen: Bilanz vor der COP30

Vor zehn Jahren einigten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf der Weltklimakonferenz in Paris auf das 1,5-Grad-Ziel. Wissenschaftliche Erkenntnisse und internationale Forschungskooperationen trugen wesentlich zum Zustandekommen des Abkommens bei. Forschende des KIT ziehen nun anlässlich der COP30 in Brasilien Bilanz über die Fortschritte der Klimaforschung im vergangenen Jahrzehnt.

mehr lesen
Lebensmittel aus Leinölrückständen
Lebensmittel aus Leinölrückständen

Forschende aus Greifswald und Stettin entwickeln im Projekt „Flaxinuum“ neue Verfahren, um Rückstände der Leinölproduktion als Rohstoff für pflanzliche Lebensmittel zu nutzen. Ziel ist es, alternative Proteinquellen und gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe für eine nachhaltige Ernährung bereitzustellen.

mehr lesen
Unterirdisches Regenwassermanagement für klimaresiliente Städte
Unterirdisches Regenwassermanagement für klimaresiliente Städte

Mit zunehmenden Wetterextremen wächst der Bedarf an effektiven Regenwassermanagement-Systemen. Der Bircorainblock von Birco bietet eine unterirdische Lösung zur Retention und kontrollierten Versickerung von Niederschlagswasser – ein wichtiger Beitrag für die klimaangepasste Stadtentwicklung.

mehr lesen
PFAS in den meisten Trinkwasserproben nachgewiesen
PFAS in den meisten Trinkwasserproben nachgewiesen

In einer bundesweiten Stichprobenuntersuchung hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in 42 von 46 Trinkwasserproben PFAS nachgewiesen. Teilweise überschreiten die gemessenen Werte die künftig geltenden Grenzwerte der Trinkwasserverordnung. Der Verband fordert eine umfassende Beschränkung der gesamten PFAS-Stoffgruppe.

mehr lesen
SECURITY UNTER KONTROLLE 2026: Sicherheit im Betrieb
SECURITY UNTER KONTROLLE 2026: Sicherheit im Betrieb

Filtrations- und Separationsprozesse werden zunehmend digital gesteuert und überwacht. Damit entstehen neue Möglichkeiten, aber auch wachsende Anforderungen an die Sicherheit der technischen Systeme. Am 17. und 18. März diskutieren Fachleute beim OT-Security-Kongress SECURITY UNTER KONTROLLE in Duisburg, wie sich Sicherheit in vernetzten Anlagen und Prozessen gestalten lässt.

mehr lesen

Sie möchten die F&S Filtrieren und Separieren testen?

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen die F&S kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03