Auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse informiert nun ein Statusreport der VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) über die Größenverteilung von luftgetragenen Bakterien aus Tierhaltungsanlagen, deren Überlebensraten in der Luft sowie die tageszeitlichen Schwankungen der Emissionen.
Ausbreitung in hoher Konzentration
Bioaerosole, also luftgetragene Partikel biologscher Herkunft wie Pollen, Sporen, Bakterien und Viren, transportieren unter anderem Krankheitserreger auf dem Luftweg. Vor allem in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung gefährden hohe Bioaerosolkonzentrationen die Gesundheit von Menschen und Tieren, wenn sie aus Tierhaltungs- und Abfallbehandlungsanlagen sie in großen Mengen entweichen.
„Es können vermehrt Krankheitserreger vorkommen, beispielsweise Legionellen in Rückkühlwerken“, erläutert Dr. Marcus Clauß vom Thünen-Institut für Agrartechnologie in Braunschweig und Mitautor des Reports. „Problematisch kann es insbesondere werden, wenn die Bioaerosole aus den Anlagen heraus in die Umwelt emittieren. So mehren sich die Hinweise, dass im Umfeld von großen Tierhaltungsanlagen die Gesundheit von empfindlichen Personengruppen, wie Menschen mit Vorerkrankungen oder kleinen Kindern, durch diese Emissionen negativ beeinflusst werden kann. Daher lohnt es sich mittlerweile, dort genauer hinzuschauen.”
Realitätsnahe Berechnung durch Statusreport
Um potenzielle Risiken für das Umfeld von Bioaerosolemittierenden Anlagen abschätzen zu können, ist ein neuer VDI-Statusreport erschienen. Ein Richtlinienausschuss der KRdL hat diesen als ergänzende Information zur VDI 4251 Blatt 3 „Erfassen luftgetragener Mikroorganismen und Viren in der Außenluft; Anlagenbezogene Ausbreitungsmodellierung von Bioaerosolen“ erstellt. So wird eine Basis geboten, die Anwendung der Ausbreitungsmodellierung von Bioaerosolen zu verbessern. Hierfür bietet der Statusbericht Eingabeparameter für Computermodelle und ermöglicht eine realitätsnahe Berechnung der Ausbreitung luftgetragener Bakterien im Umfeld von Tierhaltungsanlagen.
Abschätzung potenzieller Gefahren
Der VDI-Statusreport “Grundlagen und Eingangsparameter für die Ausbreitungsmodellierung von Bioaerosolen” leistet einen wichtigen Beitrag zur Abschätzung potenzieller Gefahren aus bioaerosolemittierenden Anlagen und damit letztendlich zum Bevölkerungsschutz. Für Anlagen, die umwelt-medizinisch relevante Bioaerosole emittieren, sollten Emissionsminderung – dem Stand der Technik entsprechend – greifen. Als Erkenntnisquelle für relevante Anlagen dient die VDI 4250 Blatt 3 (Ausgabe August 2016) „Bioaerosole und biologische Agenzien; Anlagenbezogene, umweltmedizinisch relevante Messparameter und Beurteilungswerte“.
Herausgeber des Statusreports ist die VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) – Normenausschuss.
Zum Download des Statusreports