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Über die Bedeutung einer funktionalen CO2-Infrastuktur in NRW

Zwei Diskussionspapiere der Initiative IN4climate.NRW befassen sich mit dem Aufbau eine CO2-Infrastuktur in NRW. Diese ist von großer Wichtigkeit, wenn es um Carbon Management und Negativemissionen geht.

von | 05.09.24

Eine gewisse Menge an CO₂-Emissionen wird auch in Zukunft nicht vermeidbar sein. Eine gute CO₂-Infrastruktur kann helfen, diese zu neutralisieren.
KI-generiert
CO2 CCS CCU

Zwei Diskussionspapiere der Initiative IN4climate.NRW befassen sich mit dem Aufbau eine CO2-Infrastuktur in NRW. Diese ist von großer Wichtigkeit, wenn es um Carbon Management und Negativemissionen geht.

Das Bundeskabinett hat mit dem Eckpunktepapier für eine Carbon-Management-Strategie und dem Gesetzesvorschlag zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes eine Richtungsentscheidung getroffen. IN4climate.NRW macht nun in zwei Diskussionspapieren konkrete Vorschläge, wie der Aufbau und die Finanzierung einer Infrastruktur für eine Kohlenstoffwirtschaft gelingen können. Gleichzeitig zeigen sie Relevanz und Chancen von Carbon Dioxide Removal (CDR) für die Industrie auf.  Die Papiere werden von bekannten Unternehmen, Branchenverbänden und Forschungseinrichtungen mitgetragen.

NRW will Vorreiter in Europa sein

NRW hat sich ein hehres Ziel gesetzt: Europas erste klimaneutrale Industrieregion zu werden. Doch selbst mit Ausbau der erneuerbaren Energien und Hinwendung zu einer klimaneutralen Industrie wird eine gewisse Menge an CO2-Emissionen unvermeidbar sein, beispielsweise in der Kalk- und Zementindustrie. Für diese Mengen ist der Aufbau einer CO₂-Infrastruktur hochrelevant, um die Klimaziele zu erreichen. Sie ermöglicht die Abscheidung, den Transport, die Weiternutzung als Rohstoff oder die dauerhafte Speicherung von Kohlenstoffdioxid.

Im Diskussionspapier „Damit der Aufbau einer CO₂-Infrastruktur gelingt: Anforderungen an die Entwicklung und Finanzierung“ finden sich konkrete Anforderungen an Finanzierungsinstrumente für den Hochlauf einer CO₂-Infrastruktur. Dabei wird die besondere Relevanz eines Hochlauftarifs, einer Risikoabsicherung für ausreichende Kapazität und Chancengleichheit sowie eines gerechten Zugangs zu Transportmöglichkeiten für alle Standorte herausgestellt.

„Auch wenn der Aufbau der CO₂-Infrastruktur privatwirtschaftlich erfolgen wird, ist – ähnlich wie auch bei Strom- oder Wasserstoffnetzen – einen Finanzierungsrahmen zur Risikoabsicherung für die Aufbauphase erforderlich. Hier wird zeitnah Investitionssicherheit benötigt, damit die Unternehmen von der Projektentwicklung in die Umsetzung kommen“, betont Christian Mildenberger, Geschäftsführer der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz NRW.Energy4Climate, bei der IN4climate.NRW angesiedelt ist.

„Kein fernes Zukunftsthema“

Auch für die CO2-Entnahme aus der Atmosphäre (CDR) ist eine funktionale CO2-Infrastruktur von entscheidender Wichtigkeit. Deshalb befasst sich das zweitre Diskussionspapier „Carbon Dioxide Removal in der Industrie Nordrhein-Westfalens“ mit den Chancen von CDR-Anwendungen. Sie generieren Negativemissionen, wodurch verbleibende unvermeidbare Restemissionen bilanziell ausgeglichen werden können.

Zu diesem Thema stehen auf Bundesebene mit der Erarbeitung der Langfriststrategie Negativemissionen zum Umgang mit unvermeidbaren Restemissionen ebenfalls wichtige Weichenstellungen an. Besonderes Potential für wichtige Industriezweige wie die Biogasaufbereitung, Zement-, Kalk- und Chemieindustrie sowie Abfallverwertung bietet dabei Biogenic Carbon Capture and Storage (BioCCS). Das Verfahren kann im Transformationsprozess zur Klimaneutralität verhältnismäßig leicht implementiert werden.

Dabei lassen sich Abfall- und Reststoffe aus Biomasse, in der zuvor durch Photosynthese atmosphärisches CO2 gebunden wurde, als Brennstoff nutzen. Das bei der Verbrennung wieder freiwerdende CO₂ wird direkt im Prozess abgeschieden und im Anschluss geologisch gespeichert. Auch für den Bereich des Anlagenbaus bieten Technologien wie die direkte CO₂-Entnahme aus der Luft (Direct Air Capture), Biokohle (Biochar) oder BioCCS spannende Chancen.

„Carbon Dioxide Removal ist kein fernes Zukunftsthema, sondern umfasst hochrelevante, chancenreiche Technologien, durch die die Industrie aktiv zur klimaneutralen Transformation und Verbesserung der Treibhausgasbilanz beitragen kann. Damit diese Potenziale genutzt werden, wird nicht nur eine geeignete CO₂-Infrastruktur benötigt, sondern zudem grundlegende Rahmenbedingungen, die für jede dauerhaft aus der Atmosphäre entfernte Tonne CO₂ einen angemessenen Preis ermöglichen“, so Mildenberger.

CO2-Infrastruktur unabdingbar, um von Negativemissionen zu profitieren

Das Diskussionspapier macht zugleich aber auch deutlich, dass CDR ein Ausgleich ist für Bereiche, in denen sich die CO₂-Entstehung und/oder -Emission (z. B. in der Landwirtschaft) nicht vermeiden lassen. Das Verfahren ist eine Ergänzung zu natürlichen CO₂-Senken wie beispielsweise Wäldern. Der besondere Wert der innerhalb des Papiers skizzierten industriellen CDR-Anwendungen liegt darin, dass die geologische Speicherung als besonders dauerhaft wirksam gilt.

Verschiedene Klimaneutralitätsstudien erwarten für das Jahr 2045 noch Restemissionen in Deutschland in Höhe von mindestens 55 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten – die derzeitigen Emissionen liegen bei 674 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten. Damit die Negativemissionen effektiv sind, ist also die Geschwindigkeit, mit der die CO₂-Emission grundsätzlich minimiert und vermieden wird, entscheidend. Denn nur, wenn schnell die Gesamtemissionen reduziert und die Kapazitäten für CO₂-Transport und Speicherung aufgebaut werden, bietet sich die Chance, auch wirklich relevante Negativemissionen zu erzeugen.

Erarbeitet hat die beiden Papiere die Fachgruppe Kohlenstoffwirtschaft im Rahmen von IN4climate.NRW. Unterstützung bekam die Fachgruppe dabei von zahlreichen Partnern der Initiative, u. a. von Unternehmen und Verbänden aus den Branchen der Energiewirtschaft, Chemie-, Zement-, Kalk-, Glas- und Gussindustrie sowie verschiedenen etablierten Forschungseinrichtungen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website von IN4climate.NRW.

 

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