Transformative Resilienz biete einen integrativen Rahmen, um diese Herausforderungen in Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik inmitten mehrerer großer Krisen zu bewältigen und eine nachhaltige, gerechte und widerstandsfähige Zukunft für Europa zu gestalten.
Transformative Resilienz aufgrund von Krisen notwenig
Seit der Vereinbarung über den Green Deal hat die EU mehrere Krisen erlebt. So u.a. die COVID-19-Pandemie, Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und das stetige Fortschreiten des Klimawandels. Damit einher gehen Herausforderungen in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Wassersicherheit, Energiesicherheit sowie wirtschaftliche und soziale Stabilität.
All dies beeinflusst und belastet die Umsetzung ambitionierter Klima- und Umweltpolitik, steht ihr teilweise augenscheinlich im Wege. Wie kann eine Politik für Nachhaltigkeitsübergänge mit widersprüchlichen Zielen umgehen? Wie können Spannungen gelöst und Synergien im Klimaschutz zwischen Umwelt-, Sicherheits-, Wirtschafts- und Sozialpolitik geschaffen werden?
Tiefgreifende Veränderungen herbeiführen
Angesichts dieser drängenden Fragen veröffentlichte die „European Enviroment Agency“ (EEA) kürzlich einen Bericht mit dem Titel „Transformative resilience: the key to governing Europe’s sustainability transitions in the polycrisis“, der eine tiefgreifende Analyse der Strategien und Maßnahmen zur Stärkung der EU in Zeiten multipler Krisen bietet. Die EEA schlägt vor, einen neuen Ansatz in den politischen Diskurs und die praktischen Maßnahmen der EU zu integrieren. Heißt, die transformative Resilienz, also die Fähigkeit, nicht nur auf Krisen zu reagieren, sondern auch tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen.
Die Notwendigkeit einer transformativer Resilizenz ergebe sich schon aus der „dreifachen Krise“ des Klimawandels, des Verlusts der Biodiversität und der Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf die menschliche Gesundheit. Zusätzlich gebe es politische, wirtschaftliche und soziale Krisen wie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die Verlangsamung der Globalisierung („slowbalisation“) der Weltwirtschaft und des Handels sowie die zunehmende gesellschaftliche Fragmentierung hinsichtlich Werten und Identitäten.
Schock und Stress absorbieren
Auf der Grundlage eines konzeptionelle Fundaments, für das die Autor:innen die Literatur zur Resilienz in verschiedenen theoretischen Ansätzen sichteten, darunter Wirtschafts- und Umweltpolitik, Studien zu Nachhaltigkeitsübergängen, Innovationsstudien und Institutionentheorie, entwickeln die Autor:innen ein Konzept der transformativen Resilienz. Diese gehe über traditionelle Vorstellung von Resilienz, die sich hauptsächlich auf die Fähigkeit konzentriert, Schocks und Stress zu absorbieren und wieder in den vorherigen Zustand zurückzukehren, hinaus.
Transformative Resilienz betont die Fähigkeit eines Systems nicht nur auf Krisen und Herausforderungen zu reagieren. Indem es sich an eine sich ständig verändernde Welt anpasst und dabei nachhaltige und gerechte Lösungen entwickelt, könne zukünftigen Herausforderungen besser begegnet werden. Des Weiteren diskutieren die Autor:innen Bespiele für transformative Kapazitäten anhand der Bewältigung der Energiekrise bzw. -wende, des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft und der Governance eines gerechten Übergangs („just transition“).
Der Bericht macht deutlich, dass transformative Resilienz im Zentrum der EU-Nachhaltigkeitspolitik während der Polykrise stehen sollte. EU-Policies für Nachhaltigkeitsübergänge müssen die Fähigkeit kombinieren, Schocks vorherzusehen, zu absorbieren und sich an sie anzupassen, während sie gleichzeitig einen hohen transformativen Anspruch beibehalten. [ks]