„Zukunft braucht Kalk, Kalk braucht Zukunft“, resümiert Alexia Spieler, Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie e.V. (BVK) „Über 1.200 Anwendungen machen Kalk zu einem unverzichtbaren Rohstoff für viele industrielle Anwendungsprozesse, Baustoffe, im Umweltschutz oder der Land- und Forstwirtschaft.“
Kalk ohne CO2-Ausstoß produzieren
Die veröffentlichte Roadmap beruht auf den Angaben der deutschen Kalkhersteller und eigenen wissenschaftlichen Erhebungen des BVKs und ist in die Gesamtstrategie der Europäischen Kalkindustrie eingebettet. Zielsetzung des BVK ist es, die Kalkproduktion so umstellen, dass Kalkprodukte spätestens 2045 über alle Werke ohne Kohlendioxid-Ausstoß zu produzieren sind.
Schlüssel hierfür sei die Fähigkeit der Produkte, wieder Kohlendioxid aus der Luft einzubinden. Drei Technologiepfade stehen dabei im Fokus: Direkte Kohlendioxid-Vermeidung, Kohlendioxid-Abscheidung und -Speicherung sowie die Karbonatisierung. Diese Maßnahmen sind unabdingbar, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen und werden von der Kalkindustrie ambitioniert verfolgt.
Doch die Kalkindustrie kann diese Transformation nur mit der Unterstützung der Politik und im Einvernehmen mit der Zivilgesellschaft erfolgreich umsetzen.
Die Roadmap: Drei Wege zur CO2-Senke
Die neue Roadmap der Kalkindustrie setzt auf drei zentrale Technologiepfade, um die unvermeidbaren CO2-Emissionen zu minimieren:
- Direkte CO₂-Vermeidung: Durch Optimierungen der Ofentechnik, die Elektrifizierung einzelner, kleinerer Öfen sowie den Brennstoffwechsel kann bereits fast 1/3 der CO2-Emissionen direkt vermieden werden. Dies betrifft insbesondere die Reduktion des Energieverbrauchs und den Einsatz innovativer Produktionsverfahren und biogener Brennstoffe, die den Kohlendioxid-Ausstoß senken.
- CO2-Abscheidung und -Nutzung (CCS, CCU, BECCS): Trotz aller Bemühungen bleibt ein signifikanter Teil der rohstoffbedingten CO2-Emissionen unvermeidbar. Die Abscheidung von Kohlendioxid (Carbon Capture) und dessen anschließende Nutzung (CCU) oder Speicherung (CCS) sind daher zentrale Bausteine der Roadmap. Zudem eröffnet der Einsatz von Biomasse in Kombination mit CCS (BECCS) die Möglichkeit, negative Emissionen zu erzielen und somit einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
- Karbonatisierung: Die Karbonatisierung, also die natürliche Kohlendioxid-Wiederaufnahme der Kalkprodukte in ihrem Lebenszyklus sowie die technisch verstärkte CO2-Wiederaufnahme bieten der Kalkindustrie bereits Kohlendioxid-Senkenpotenzial. CDR (Carbon Dioxide Removal: direkte Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre) mit Kalkprodukten aus klimaneutraler Produktion bietet ein weiteres, riesiges CO2-Reduktionspotenzial über unsere Industrie hinaus.
Transformative Projekte der Kalkindustrie
Unternehmen der deutschen Kalkindustrie haben bereits mehrere Projekte auf den Weg gebracht, die diese drei Technologiepfade umsetzen. So werden Anlagen zur CO2-Abscheidung und neue Kalkbrennöfen mit Sauerstoffverbrennung errichtet wie im EVEREST-Projekt der Lhoist Germany, die ersten Anwendungen der Karbonatisierung getestet und Prozesse zur direkten Kohlendioxid-Vermeidung optimiert. Auch der Einsatz biogener Brennstoffe ist bereits angelaufen. Diese Initiativen zeigen, dass die Kalkindustrie sich auf den Weg gemacht hat, ihre Produktion in Richtung Klimaneutralität zu transformieren – vorausgesetzt, die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden geschaffen.
Fünf zentrale politische Voraussetzungen
Um die Transformation der Kalkindustrie erfolgreich zu gestalten, bedarf es nicht nur technologischer Innovationen, sondern auch eines klaren politischen Rahmens. Der BVK fordert daher die Politik auf, die folgenden fünf zentralen Voraussetzungen zu schaffen:
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