Bundeskanzler Olaf Scholz hat am 26. August die Evonik Industries AG auf dem Chemiepark in Marl besucht. Dort wird an innovativen Technologien für die Energiewende gearbeitet: Kohlendioxid soll sinnvoll und in größerem Maßstab als Rohstoff für die Chemieindustrie genutzt werden. Beim Besuch sprach der Bundeskanzler auch kurz über dem Umgang mit Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Er sprach sich dafür aus, Lösungen zu finden, die die industrielle Entwicklung Deutschlands fördern, statt sie zu behindern.
Hauptthema: Mit CO2 Mehrwert schaffen
Wie kann man Kohlendioxid als Rohstoff für die Chemieindustrie nutzen? Das wird von Evonik auf dem Chemiepark in Marl erprobt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Standort besucht und sich dort mit Mitarbeiter:innen ausgetauscht. Die Rheticus-Forschungsanlage testet, wie CO2 sinnvoll und in größerem Maßstab verarbeitet werden kann. Mit Hilfe von Öko-Strom, Wasser und Bakterien verwandelt die Anlage CO2 in Spezialchemikalien. Diese kommen dann beispielsweise bei der Herstellung von Schmiermitteln und Kosmetik zum Einsatz.
Die Anlage zeigt, wie man mit einem gelungenen Forschungsprojekt Innovation und industrielle Wertschöpfung eng miteinander verzahnt. CO2 schafft einen Mehrwert für die Industrie – und wird nicht nur gespeichert. Die neue Technologie ist somit eine bedeutsame Innovation für die Energiewende, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. In seinem Statement bezeichnete Scholz die Anlage als großen Fortschritt und kam zum Schluss explizit auf PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) zu sprechen.
PFAS auch für Energiewende unabdingbar
„Wir setzen uns im europäischen Rahmen auch dafür ein, dass die Rahmenbedingungen der Chemieindustrie immer im Blick bleiben. Das ist für mich ein zentraler Punkt, dass es nicht zu mehr Bürokratie aus Brüssel kommt, sondern dass die chemische Industrie in Europa einen guten Standort hat, auch was die rechtlichen Regelungen betrifft. Und weil das ein Stichwort ist, das viele bewegt, will ich es auch für eine spezielle Chemikalie oder Chemikaliengruppe ansprechen: PFAS. Die sind noch nicht komplett ersetzbar, sondern bei vielem, was wir machen, um moderne Industrien zu entwickeln, um erneuerbare Energien zu entwickeln, um Solarenergie zu entwickeln, unverzichtbar. Deshalb werden wir darauf drängen, dass es einen pragmatischen Weg gibt, der die wirtschaftliche Entwicklung, die industrielle Entwicklung Deutschlands nicht behindert, sondern fördert.”
Hintergrund zum PFAS-Beschränkungsvorschlag
PFAS kommen in vielen Produkten der Industrie und des Alltags zum Einsatz, da sie wasserabweisend und extrem hitzebeständig sind. Wasserfeste Textilien, antihaftbeschichtetes Kochgeschirr, Waschmittel und Kosmetika sind nur einige der Anwendungsarten. Gleichzeitig sind die Substanzen allerdings sehr langlebig und nicht biologisch abbaubar. Damit stellen sie ein signifikantes Umweltproblem dar. Das Verbot der Substanzen wird in der EU bereits seit geraumer Zeit diskutiert: Im Februar 2023 legte die Europäische Chemikalienbehörde ECHA einen Vorschlag zur Beschränkung der langlebigen und toxischen „Ewigkeitschemikalien“ (PFAS) vor, entwickelt von Behörden aus Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Dänemark. Der Vorschlag stieß auf starken Widerstand aus Industrie und Politik.