Mehr als jedes Dritte (37 %) plant oder diskutiert derzeit den Einsatz von KI, nach 28 % 2023 und 25 % 2022. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer aktuellen Befragung des Digitalverbands Bitkom.
Zugleich sehen aktuell rund drei Viertel (78 %) in Chancen für Ihr Unternehmen, vor einem Jahr waren es erst zwei Drittel (68 %). 12 % sehen derzeit Künstlicher Intelligenz als Risiko, 8 % glauben, dass sie keinen Einfluss auf ihr Unternehmen hat. Im laufenden Jahr investieren 37 % aller Unternehmen in die neue Technologie. In den kommenden Jahren wollen sogar drei Viertel (74 % ) in KI investieren.
Auch in der Bevölkerung überwiegt die Chancenperspektive deutlich: 74 % der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger sehen Künstlicher Intelligenz als Chance, 24 % als Risiko. Das sind Ergebnisse zweier repräsentativer Umfragen unter 602 Unternehmen sowie 1.007 Personen ab 16 Jahren in Deutschland, die der Digitalverband Bitkom heute im Vorfeld des diesjährigen Digital-Gipfels der Bundesregierung am 21. und 22. Oktober vorgestellt hat.
„Es gibt in Deutschland eine große Offenheit gegenüber KI und große Erwartungen an KI, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Bevölkerung. Mit KI werden in vielen Bereichen die Karten neu gemischt. Für Deutschland muss das heißen: Wir wollen nicht nur mitspielen, wir wollen gewinnen“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.
KI soll Cybersicherheit fördern
In zahlreichen Lebensbereichen wünschen sich die Menschen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Eine deutliche Mehrheit befürwortet die KI-Nutzung bei der Cybersicherheit (80 %), in der Verwaltung sowie in Verkehr und Mobilität (je 78 %), im Gesundheitswesen (75 %), für Umwelt und Nachhaltigkeit (67 %), bei der Polizei (66 %) und im Bildungswesen (59 %). Etwa die Hälfte der Bevölkerung wünscht sie sich im Online-Handel (55 %), bei Banken und Versicherungen (53 %), in der Justiz (50 %), im Sport (48 %) sowie beim Militär (46 %). Am geringsten fällt die Befürwortung in der Politik (42 %), im Rechtswesen (41 %) sowie in Kunst und Kultur (38 %) aus.
„Die Menschen sehen die Potenziale von KI und wollen, dass sie auch genutzt werden. Wer zum Beispiel auf seinem Smartphone KI erlebt, will diesen Komfort auch im Umgang mit Behörden und öffentlichen Einrichtungen“, so Wintergerst.
Generative Tools auf dem Vormarsch
Eine besondere Bedeutung gewinnt derzeit die sogenannte generative KI. Dabei stellen Nutzerinnen und Nutzer in natürlicher Sprache Fragen oder erteilen Anweisungen und die KI erzeugt daraufhin Texte, Bilder, Videos, Musik oder auch Programmcode. Inzwischen haben 4 von 10 Deutschen (40 %) solche generative KI wie ChatGPT, Google Gemini, Claude von Anthropic oder Microsoft Copilot zumindest einmal ausprobiert: 15 % verwenden generative KI häufig, 13 % selten und 12 % haben es bislang beim einmaligen Test belassen. Ein weiteres Drittel (34 %) kann sich eine Nutzung künftig vorstellen, rund ein Fünftel (22 %) will mit generativer KI aber nichts zu tun haben. Wer generative KI verwendet hat, erzeugt damit überwiegend Texte (70 %), dahinter folgen Bilder (53 %) und danach mit weitem Abstand Videos (9 %), Software-Code (5 %) sowie Musik (3 %).
Die deutsche Wirtschaft ist beim Trend-Thema generative KI gespalten. Jedes zweite Unternehmen (48 %) geht davon aus, dass Unternehmen, die generative KI nicht nutzen, keine Zukunft haben. Ebenfalls knapp jedes zweite Unternehmen (46 %) sagt umgekehrt, dass generative KI zwar spektakulär aussieht, aber im Unternehmen nur wenig Nutzen bringt.
„Die Zeiten sind vorbei, in denen sich Unternehmen fragen mussten, ob ihnen generative KI Vorteile bringen kann. Heute geht es nicht mehr um das Ob, es geht nur noch um das Wie, Wann und Wo“, so Wintergerst.
Bisher sind viele Unternehmen beim Einsatz generativer KI noch zurückhaltend. Erst 9 % der Unternehmen nutzen generative KI, 18 % planen den Einsatz. Weitere 19 % können sich eine Nutzung zumindest vorstellen. Aber ein Viertel (23 % ) hat sich gegen generative KI entschieden und 28 % haben sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt. Unternehmen, die generative KI bereits verwenden, nutzen sie dabei in der großen Mehrheit als Teil ihrer Produkte bzw. ihrer Dienstleistungen (80 %). 43 % setzen sie zur Unterstützung des internen Geschäftsbetriebs in einzelnen Unternehmensbereichen ein, 3 % sogar in allen oder fast allen Unternehmensbereichen.
Deutschland mit Nachholbedarf
Nach Ansicht der deutschen Wirtschaft machen die USA und China derzeit das Rennen bei generativer KI unter sich aus. So sehen 36 % die USA als führend bei dem Thema an, 32 % China. Auf dem dritten Platz liegt bereits mit deutlichem Abstand Israel mit 4 % vor Japan (3 %) und Südkorea (2 %). Deutschland spricht gerade einmal 1 % der Unternehmen eine Führungsrolle zu, Europa insgesamt 3 %. Jedes zehnte Unternehmen (10 %) sieht derzeit keine Nation als führend an.
Zugleich fordern 7 von 10 Unternehmen (71 %), dass die Politik deutsche Anbieter von generativer KI stärker fördern sollte. 72 % sind der Meinung, dass die Politik in Rechenzentren für KI investieren sollte, um Einsatz und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz in Europa voranzubringen. 64 % wollen, dass Deutschland allgemein mehr Mittel für Forschung und -Entwicklung bereitstellt. Rund drei Viertel (74 %) beklagen, dass die Politik in Deutschland das Thema Künstlicher Intelligenz zu lange nicht ernst genommen hat.
„Wir waren in Deutschland lange Zeit führend bei der KI-Forschung und hatten als eines der ersten Länder eine KI-Strategie. Heute haben wir eine Reihe vielversprechender KI-Startups, mit DeepL oder Aleph Alpha auch große Player und gewichtige Industrieunternehmen, die frühzeitig auf KI gesetzt haben. Trotzdem laufen wir jetzt beim Thema generativer KI vor allem den USA hinterher“, so Wintergerst. „KI und insbesondere generative KI wird zu einer Basistechnologie. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft müssen gemeinsam dafür sorgen, dass wir bei KI eine weltweite Führungsrolle erreichen – und zwar sowohl bei Forschung und Entwicklung als auch bei der Anwendung im Markt.“