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Unbekannte Schadstoffe in Kosmetika nachgewiesen

Forschende der Universität Gießen haben in über 180 Kosmetika und Pflegeprodukten bislang unbekannte Schadstoffe mit potenziellen Gesundheitsrisiken nachgewiesen.

von | 01.07.25

JLU-Forschung analysiert Schadstoffe in Kosmetika wie Lippenstiften, Pflege- und Wundcremes.
Quelle: Aesthetic Journey
Schadstoffe

Kosmetika, Pflegeprodukte und Parfüms enthalten eine Vielzahl bislang nicht näher untersuchter Substanzen mit potenziell gesundheits- und umweltschädlichen Eigenschaften. Wissenschaftler:innen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) haben nun eine Methode entwickelt, mit der sich diese Schadstoffe nicht nur identifizieren, sondern auch hinsichtlich ihrer biologischen Wirkung bewerten lassen.

Breit angelegte Untersuchung von über 180 Produkten

Im Rahmen ihrer Studien analysierten die Forschenden rund 140 Kosmetika und Pflegeprodukte aus 20 Produktkategorien sowie über 40 Parfüms. Dabei wurden mutagene/erbgutverändernde, zelltötende, antibakterielle, neuromodulierende bzw. neurotoxische und den Hormonhaushalt stark beeinflussende Schadstoffe nachgewiesen.

Methodischer Ansatz: Stofftrennung kombiniert mit Effektdetektion

Die an der JLU entwickelte Methode kombiniert etablierte Trenntechniken mit einer biologischen Wirkanalyse. Damit sei es möglich, auch unbekannte Stoffe – wie Inhaltstoffe, Kontaminanten, Verunreinigungen und Abbauprodukte – hinsichtlich ihrer Wirkung zu bewerten, ohne dass diese im Vorfeld identifiziert sein müssen.

Prof. Dr. Gertrud Morlock, Professorin für Lebensmittelwissenschaften, betonte:

„Wir haben die derzeitige Stofftrennung um die Effektdetektion erweitert und sehen erstmals sehr aussagekräftig, wie viele Schadstoffe in solchen Alltagsprodukten sind. Komplexe Stoffgruppen wie Mineralöle umfassen Stoffe mit unterschiedlicher Toxizität, wodurch die gleiche Menge unterschiedlicher Vertreter dieser Stoffgruppe zu völlig anderen Effekten führen kann. Mit den bisherigen Analysemethoden übersieht man Stoffe, die außerhalb des Fokus liegen, aber dennoch eine Schadwirkung haben. Oder man erfasst die gesamte Stoffgruppe, die jedoch mehr oder weniger schädlich sein kann. Die neue Methodik ist aussagekräftiger und verbessert unser Verständnis über solch komplexe Produkte.“

Relevanz für Verbraucher- und Umweltschutz

In vielen getesteten Produkten – etwa Lippenstiften, Pflege- und Wundcremes – fanden sich relevante Mengen an Stoffen mit möglichem zellschädigendem Potenzial. Welchen Effekt diese Schadstoffe genau auf den Menschen oder die Natur haben, ist schwer nachzuweisen. Besonders kritisch dabei ist, dass über Hautverletzungen oder Mikrorisse diese Substanzen direkt in die Blutbahn gelangen könnten. Auch ein Eintrag in die Umwelt über das Abwaschen ist denkbar.

Offenlegung und Reduktionspotenzial

Die Analysemethode ermöglicht nicht nur den Nachweis, sondern auch die gezielte Reduzierung von Schadstoffen in Produkten. Mithilfe der kombinierten Probenauftrennung und Effekterkennung sollen entdeckte Schadstoffe schneller aufgeklärt und identifiziert werden, d. h. es soll ermittelt werden, woher sie stammen und wie ihr Vorkommen in zukünftigen Produkten vermieden werden kann. Mit der entwickelten Open-Source-Lösung „2LabsToGo-Eco” steht eine kostengünstige Technologie zur Verfügung. Sie soll Herstellern und Überwachungsbehörden helfen, die Schadstoffbelastung von Lifestyle-Produkten, Kosmetika, Lebensmitteln, Futtermitteln und Umweltproben in Zukunft besser zu prüfen und zu minimieren.

„Unsere Studien zeigen auch, dass es vereinzelt Produkte gibt, die schon heute besser abschneiden. So enthielten Produkte, die als frei von Mineralölrückständen gekennzeichnet waren, vergleichsweise weniger erbgutverändernde und mutagene Mineralölrückstände. Dennoch ist es dringend nötig, zu handeln, aufgrund der Vielzahl der betroffenen Kosmetika und Pflegeprodukte, von denen Verbraucherinnen und Verbraucher in der Regel täglich mehrere verwenden. Eine Möglichkeit wäre das Minimierungskonzept, das Schadstoffe in den Produkten kontinuierlich reduziert und mittelfristig sowohl den Verbraucherschutz als auch den Umweltschutz verbessert“, so Prof. Morlock.

Förderung und Veröffentlichung

Die Forschung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (INST 162/471-1 FUGG und INST 162/536-1 FUGG) sowie das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (E/U2AD/KA018/IF565) unterstützt.

Die Ergebnisse der Studie sind unter anderem im Journal of Chromatography A erschienen.

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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