Generic filters
FS Logoi

Projekt „SpaFo“: Nachhaltige Entsorgung von Spargelfolien

Ein neues Verfahren ermöglicht es jetzt, die mit Sand oder Erde gefüllten Taschen der im Spargelanbau üblichen Folien zu leeren. Es ist im Projekt „SpaFo“, kurz für "Umweltgerechte Folienentsorgung und Vermeiden von Mikroplastik im Spargelanbau", entstanden. Durch eine im Projekt entwickelte Maschine ist der Weg nun frei für ein umweltfreundliches Recycling der Folien.

von | 05.05.23

SpaFo-Demonstrator: Maschine zur Vorbereitung der Kunststoff-Folien für das Recycling
Projekt "SpaFo"
Projekt "SpaFo"
05.05.2023 Ι Ein neues Verfahren ermöglicht es jetzt, die mit Sand oder Erde gefüllten Taschen der im Spargelanbau üblichen Folien zu leeren. Es ist im Projekt „SpaFo“, kurz für "Umweltgerechte Folienentsorgung und Vermeiden von Mikroplastik im Spargelanbau", entstanden. Durch eine im Projekt entwickelte Maschine ist der Weg nun frei für ein umweltfreundliches Recycling der Folien.

Das Projekt „SpaFo“ des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) ist nunmehr abgeschlossen. Die darin entwickelte Maschine baut und vertreibt künftig der Projektpartner HMF Hermeler GmbH. Im Herbst 2023 sollen die ersten Tests bei Produzenten erfolgen. 

Entsorgung von Spargelfolien bislang unmöglich

In Deutschland wird auf mehr als 20 Tausend Hektar (ha) Fläche Bleichspargel kultiviert. Um die Ernte zu vereinfachen, die Verunkrautung und das Verdunsten von Wasser zu verringern und Grün- bzw. Violettfärbungen der im Boden heranwachsenden Stangen durch Sonneneinstrahlung zu verhindern, werden die Spargeldämme in der Regel in der Erntezeit mit schwarz/weißen lichtundurchlässigen PE-Kunststofffolien bedeckt. Um das Wachstum der Stangen zu Saisonbeginn zu beschleunigen, wird die schwarze, lichtabsorbierende Folienseite nach oben gelegt.

Steigen die Temperaturen und der Spargel wächst zu schnell wird die Folie auf die weiße, das Licht reflektierende Seite gewendet. Auch transparente Folien und Folientunnel über den Spargeldämmen sind im Einsatz, um das Wachstum der Spargelstangen im Frühjahr zu beschleunigen. Pro Hektar werden etwa 5000 laufende Meter Folie mit einer Breite von 1,4 Metern benötigt, insgesamt etwa 800 kg Kunststofffolie. Damit die Folien bei Wind nicht wegfliegen, haben die Folien seitliche Taschen, die mit Sand oder Erde gefüllt werden. Nach der Ernte werden die Folien aufgewickelt und bis zur Wiederverwendung zwischengelagert. Sie bleiben für durchschnittlich acht Jahre in Nutzung und müssen danach entsorgt werden. Biobasierte, sich selbst zersetzende Folien sind als Bedeckungsfolien ungeeignet, da sie keine so lange Haltbarkeit aufweisen.

Bisher war es jedoch ein Problem, die nicht mehr brauchbaren Folien zu recyceln. Wegen des hohen Anteils an Sand in den Folientaschen - die etwa 5.000 kg Sand oder Erde je Hektar machen mehr als 80 Prozent der gesamten Masse aus - wurden die Spargelfolien bislang von den Recyclingunternehmen nicht akzeptiert.

Weniger Mikroplastik-Bodeneinträge

Wissenschaftler des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) haben daher gemeinsam mit dem Maschinenbauunternehmen HMF Hermeler GmbH in Füchtorf/Sassenberg einen halbstationären Demonstrator entwickelt. Die Maschine wickelt die Folie ab, schlitzt die Taschen auf, schüttelt die Folie danach kräftig und wickelt sie anschließend wieder auf. Auf diese Weise lassen sich mehr als 90 Prozent der Füllung aus den Taschen entfernen. Statt wie bisher 5.800 kg Folie und Sand je Hektar müssen jetzt nur noch etwa 1.300 kg leicht verschmutzte Folie zum Recycling-Unternehmen transportiert werden. Der Prozess wird deutlich kostengünstiger und wertvoller Kunststoff kann der Wiederverwertung zugeführt werden.

Die Untersuchungen zeigten zudem, dass bei diesem Verfahren mit 0,017 g Kunststoff je kg trockenen Sandes bzw. 76 g je Hektar alle acht Jahre nur sehr geringe Mengen an Mikroplastik im abgeschüttelten Sand zurückbleiben. Mit dem gesammelten Sand lassen sich beispiels-weise wieder neue Folientaschen befüllen, was die Gefahr eines Eintrags in den Boden weiter reduziert.

Vorbereitung des Recyclings vor Ort

Die im Projekt „SpaFo“ entwickelte Maschine wird künftig vom Projektpartner HMF GmbH gebaut und vertrieben. Im Herbst 2023 sollen die ersten Tests bei Produzenten erfolgen.

„Wir stellen uns vor, dass die Maschine auf einem Tieflader installiert von Produzent zu Produzent fahren kann, um jeweils vor Ort die Folien auf das Recyceln vorzubereiten. Von Vorteil ist, dass sich diese Arbeiten gut in die weniger arbeitsintensive Zeit verlegen lassen“, sagt Dr. Martin Geyer, „SpaFo“-Projektleiter und ehemaliger Leiter der Abteilung Technik im Gartenbau am ATB.

„Eine Spargelproduktion ohne Folie wäre in Deutschland völlig unwirtschaftlich und würde die Kosten für das Gemüse deutlich steigern“, ergänzt er. „Die großen Vorteile der Folien liegen darin, das Stangenwachstum zu beschleunigen bzw. zu bremsen und in der erleichterten Handernte. Es muss nur einmal pro Tag geerntet werden und trotzdem bleiben die Stangen weiß. Außerdem machen die Folien Herbizide verzichtbar und sie halten den Boden länger feucht. Aktuelle Untersuchungen des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) haben gezeigt, dass unter den Folien mehr Bodenleben existiert als im unbedeckten Boden.“

Das vom ATB koordinierte Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Umweltgerechte Folienentsorgung und Vermeiden von Mikroplastik im Spargelanbau" (SpaFo) wurde von der Landwirtschaftlichen Rentenbank aus dem Zweckvermögen des Bundes (FKZ 912594) gefördert und Ende 2022 nach gut zwei Jahren Laufzeit erfolgreich abgeschlossen.

Zum Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

Jetzt Newsletter abonnieren

Immer auf dem aktuellen Stand, alle 2 Wochen in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Unterirdisches Regenwassermanagement für klimaresiliente Städte
Unterirdisches Regenwassermanagement für klimaresiliente Städte

Mit zunehmenden Wetterextremen wächst der Bedarf an effektiven Regenwassermanagement-Systemen. Der Bircorainblock von Birco bietet eine unterirdische Lösung zur Retention und kontrollierten Versickerung von Niederschlagswasser – ein wichtiger Beitrag für die klimaangepasste Stadtentwicklung.

mehr lesen
PFAS in den meisten Trinkwasserproben nachgewiesen
PFAS in den meisten Trinkwasserproben nachgewiesen

In einer bundesweiten Stichprobenuntersuchung hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in 42 von 46 Trinkwasserproben PFAS nachgewiesen. Teilweise überschreiten die gemessenen Werte die künftig geltenden Grenzwerte der Trinkwasserverordnung. Der Verband fordert eine umfassende Beschränkung der gesamten PFAS-Stoffgruppe.

mehr lesen
SECURITY UNTER KONTROLLE 2026: Sicherheit im Betrieb
SECURITY UNTER KONTROLLE 2026: Sicherheit im Betrieb

Filtrations- und Separationsprozesse werden zunehmend digital gesteuert und überwacht. Damit entstehen neue Möglichkeiten, aber auch wachsende Anforderungen an die Sicherheit der technischen Systeme. Am 17. und 18. März diskutieren Fachleute beim OT-Security-Kongress SECURITY UNTER KONTROLLE in Duisburg, wie sich Sicherheit in vernetzten Anlagen und Prozessen gestalten lässt.

mehr lesen
Kooperation für CO2-Abscheidung in Aarhus
Kooperation für CO2-Abscheidung in Aarhus

BASF und Andritz haben einen Lizenzvertrag über die Nutzung der Gaswäschetechnologie Oase blue geschlossen. Die Technologie soll in einem Projekt zur CO2-Abscheidung in einem Müllheizkraftwerk in Aarhus, Dänemark, eingesetzt werden. Das Vorhaben soll das Ziel der Stadt unterstützen, bis 2030 CO2-neutral zu werden.

mehr lesen
Gärreste aus Biogasanlagen als Basis für grünes Methanol
Gärreste aus Biogasanlagen als Basis für grünes Methanol

Im Rahmen des Innovationsbündnisses „biogeniV“ untersuchen das Deutsche Biomasseforschungszentrum und die Technische Universität Freiberg, wie bislang ungenutzte biogene Reststoffe als Rohstoff für grüne Chemikalien genutzt werden können. Ziel ist es, diese Stoffströme zu hochwertigen Energieträgern wie grünem Methanol zu veredeln.

mehr lesen

Sie möchten die F&S Filtrieren und Separieren testen?

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen die F&S kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03