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Methan: Unterschätzte Emissionen aus fossilen Lieferketten

Eine Analyse der Renewable Carbon Initiative (RCI) zeigt, dass Methanemissionen aus der Förderung und Verarbeitung fossiler Rohstoffe deutlich höher liegen als bisher angenommen. Aktualisierte Lebenszyklusdaten verschlechtern die Klimabilanz fossiler Chemikalien deutlich und stärken den Klimavorteil erneuerbarer Kohlenstoffquellen.

von | 23.10.25

Methanemissionen aus fossilen Lieferketten wirken sich stärker auf die Klimabilanz petrochemischer Produkte aus als bisher angenommen.
Quelle: Pixelkram / Adobe Stock
Methan

Aktuelle Berechnungen zeigen, dass die Klimabelastung fossiler Rohstoffe bisher unterschätzt wurde. Neueste Datensätze aus führenden Lebenszyklusdatenbanken (LCI-Datenbanken) – u. a. ecoinvent-Versionen 3.9 bis 3.11 und Carbon Minds – belegen, dass die Methanemissionen entlang der Lieferketten von Erdöl und Erdgas deutlich höher sind als angenommen. Die Analyse, die vom nova-Institut im Auftrag der Renewable Carbon Initiative (RCI) durchgeführt wurde, verdeutlicht die Folgen für die CO2-Bilanz petrochemischer Produkte und unterstreicht den Klimavorteil von Materialien auf Basis erneuerbaren Kohlenstoffs.

Unterschätzte Methanemissionen in der fossilen Wertschöpfungskette

Die aktualisierten Datensätze stützen sich auf Satellitendaten, die reale Emissionen durch Abfackelung, Ablassen und Leckagen genauer erfassen.

Vergleiche zwischen verschiedenen Datenquellen zeigen dabei erhebliche Abweichungen: Laut nova-Institut sind die globalen Methanemissionen aus der Erdölförderung in den Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) bis zu 15-mal höher als in Angaben des Internationalen Verbandes der Öl- und Gasproduzenten (IOGP). Für Russland beträgt der Faktor das 10-fache und für Saudi-Arabien das 40-fache.

Auswirkungen auf die CO2-Bilanz petrochemischer Produkte

Die revidierten Daten führen zu deutlich höheren CO2-Fußabdrücken fossiler Rohstoffe und ihrer Folgeprodukte. Der Klimabeitrag von Naphtha – einem zentralen Rohstoff für Olefine – hat sich durch die neuen Methanwerte nahezu verzehnfacht. Auch Ethylen und Propylen weisen einen rund 30 % höheren, Butadien einen bis zu 90 % höheren CO2-Fußabdruck auf. Kunststoffe wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) zeigen nun Werte, die um etwa 20-30 % über den bisherigen Annahmen liegen.

Erneuerbare Kohlenstoffquellen als Alternative

Die aktualisierten LCI-Daten verstärken den relativen Klimavorteil von biobasierten und CO2-basierten Materialien. Fallstudien mit den neuesten ecoinvent-Daten zeigen im Durchschnitt 40-50 % geringere CO2-Emissionen für biobasierte Kunststoffe im Vergleich zu fossilbasierten. Wird die Aufnahme biogenen Kohlenstoffs berücksichtigt, vergrößert sich laut dem Institut dieser Vorteil noch.

Implikationen für Politik und Industrie

Die RCI fordert, die neuen Emissionsdaten zeitnah in politische Strategien, Regulierungen und Produktbewertungen einzubeziehen – etwa in der EU-Verpackungsverordnung (PPWR). Nur so lasse sich eine realistische Bewertung der Umweltkosten fossiler Chemikalien sicherstellen.

Zu den Empfehlungen gehören die regelmäßige Aktualisierung von LCI-Datenbanken, um neue wissenschaftliche und technologische Entwicklungen widerzuspiegeln, die Erweiterung des Umfangs der Emissionserfassung z. B. auf stillgelegte Öl- und Gasfelder, die Harmonisierung der Berichterstattung zwischen Datenbanken (ecoinvent, Sphera, PlasticsEurope) sowie der Ausbau politischer Unterstützung und Förderung für Lösungen aus erneuerbarem Kohlenstoff, um die Defossilisierung der Industrie voranzutreiben.

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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