Eine im Schuljahr 2023/24 durchgeführte Studie der TU Graz legt nahe, dass ein Großteil der österreichischen Schulen die nationalen und europäischen Vorgaben zur Luftqualität nicht einhält. Bei über drei Vierteln der untersuchten Klassenräume überschritt die tägliche mittlere CO₂-Konzentration den empfohlenen Richtwert von 1.000 ppm. Während der Wintermonate stieg dieser Anteil auf bis zu 88 Prozent.
In einigen Fällen wurden stündliche Durchschnittswerte von über 6900 ppm gemessen – fast das Siebenfache des Richtwerts. Zusätzlich wurde in rund 25 Prozent der Räume nicht einmal das absolute Mindestmaß an Belüftung (4 Liter Luft pro Sekunde und Person) erreicht, das nach den geltenden europäischen und österreichischen Normen vorgeschrieben ist (empfohlen werden 10 Liter pro Sekunde und Person unter normalen Betriebsbedingungen).
CO₂-Konzentration als Indikator für Raumluftqualität
Obwohl Kohlendioxid kein direkter Luftschadstoff ist, wird es seit langem als Indikator für die Luftqualität in Innenräumen verwendet. Modellberechnungen im Rahmen der Studie deuten auf eine Korrelation zwischen CO₂-Konzentration und dem Risiko für Atemwegsinfektionen hin. Eine regelmäßige und ausreichende Belüftung kann demnach sowohl die CO₂-Belastung als auch das Infektionsrisiko verringern.
Unterschiede zwischen Schulformen und Regionen
Für die Studie wurden 1200 Klassenzimmer in allen österreichischen Bundesländern untersucht. Die Erhebung erfolgte durch ein Forschungsteam des Instituts für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz unter Leitung von Robert McLeod und Christina Hopfe. Dabei zeigten sich signifikante Unterschiede in Abhängigkeit von Schultyp, Region und Belüftungskonzept.
Sonderschulen wiesen im Durchschnitt bessere Werte auf, was unter anderem auf eine geringere Belegungsdichte zurückgeführt wird. Außerdem schnitten Schulen in urbanen Gebieten tendenziell besser ab als jene in ländlichen Regionen – unabhängig vom Schultyp.
Die Art der Belüftung hat laut Studie erheblichen Einfluss auf die Luftqualität. In mechanisch belüfteten Klassenräumen wurden über das Jahr hinweg durchgängig niedrigere CO₂-Werte gemessen als in natürlich belüfteten Räumen. Besonders an kalten Tagen (unter 16 °C) lagen die CO₂-Werte in mechanisch belüfteten Schulen um durchschnittlich 450 bis 600 ppm niedriger als in natürlich belüfteten Schulen.
CO₂-Sensoren und Schulungen als praktikable Maßnahmen
Da nicht alle Schulen über mechanische Belüftungssysteme verfügen, wurde im Rahmen der Untersuchung auch der Einsatz von CO₂-Sensoren getestet. In rund der Hälfte der untersuchten Klassenräume wurden gut sichtbare Sensoren installiert, die bei Überschreiten des Richtwerts visuelle Warnsignale gaben.
„Solche Sensoren beeinflussen in vielen Klassenzimmern das Lüftungsverhalten und haben dadurch die Luftqualität in manuell belüfteten Räumen signifikant verbessert, vor allem in den Wintermonaten. Insgesamt liefert unsere Studie wichtige Informationen und gut umsetzbare Hinweise, wie die Lernergebnisse sowie die Gesundheit und das Wohlbefinden von Schüler*innen und Lehrkräften verbessert werden können“, so Christina Hopfe.
Der gezielte Einsatz kostengünstiger CO₂-Sensoren und entsprechender Schulungen könnte laut Studienergebnissen eine praktikable Möglichkeit darstellen, die Luftqualität in Schulen nachhaltig zu verbessern.