Generic filters
Exact matches only
FS Logoi

Kunstrasenplätze: Wege zur Reduzierung von Mikroplastik

Eine Masterarbeit am Fraunhofer UMSICHT liefert die Basis für künftige Strategien zur Reduzierung von Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen.

von | 02.03.23

Eine Masterarbeit am Fraunhofer UMSICHT liefert die Basis für künftige Strategien zur Reduzierung von Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen (Quelle: Pixabay).
02.03.2023 Ι Aufgrund ihrer ganzjährigen Bespielbarkeit werden Kunstrasenplätze immer beliebter. Viele Plätze bedeuten aber auch viel Einstreugranulat, das als Mikroplastik in die Umwelt gelangen kann. Eine Masterarbeit am Fraunhofer UMSICHT liefert die Basis für künftige Strategien zur Emissionsminderung.

Allein in Deutschland gibt es aktuell mehr als 5.000 Kunstrasenplätze, die mehrheitlich Fußballer nutzen. Sie bieten viele Vorteile gegenüber Naturrasen- und erst recht gegenüber Hart- und Ascheplätzen, sowohl was Bespielbarkeit als auch was die Nutzungsdauer betrifft.

50 Tonnen Gummigranulat pro Platz

Doch es gibt auch Nachteile: Durch Wind, Regen und Schnee sowie durch den Spielbetrieb selbst gelangt Einstreugranulat vom Platz in die Umwelt. Das gummielastische Granulat, (Performance)-Infill genannt, dient der Optimierung der Spielperformance und wird zusammen mit Quarzsand, der zur Platzstabilisierung dient, auf Kunstrasenplätze aufgebracht.

Bei einer Einbaumenge von 4 bis 7 kg Gummigranulat pro Quadratmeter befinden sich auf einem üblichen Fußball-Kunstrasenplatz mit mehr als 7.000 m2 bis zu 50 Tonnen dieses Materials.

„Aufgrund ihrer geringen Größe von maximal 2 bis 3 mm werden diese Kunststoffteilchen zum Mikroplastik gerechnet“, sagt Ralf Bertling, Abteilung Umwelt und Ressourcennutzung am Fraunhofer UMSICHT. „Heute wissen wir, dass Kunstrasenplätze aufgrund ihrer Verbreitung eine signifikante Mikroplastikquelle sind.“

Ganzheitliche Untersuchung an zwei Standorten

Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Sophie Rischmüller Kunstrasenplätze ganzheitlich untersucht. Sie hat u. a. ein Platzmonitoring durchgeführt, Proben entnommen und das Infill analysiert – an zwei Standorten, in Osnabrück und Oberhausen, mit unterschiedlich angelegten Plätzen.

Die Platzanlage in Osnabrück Nahne befindet sich in einem ländlich geprägten Gebiet und ist mit Kork-Infill befüllt. Die Oberhausener Fritz-Collet-Anlage hingegen liegt in einem innerstädtischen, stark bebauten Stadtteil. Ihr Infill besteht aus einem polymeren EPDM-Granulat (EPDM = Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk).

Auf beiden Plätzen hat Sophie Rischmüller neben den Partikelgrößen, Emissionswegen und Verlustmengen auch den Transport und Verbleib des jeweiligen Infills ermittelt.

Partikelgröße liefert wichtige Informationen über Kunstrasenplätze

An jeweils fünf unterschiedlichen Stellen hat Sophie Rischmüller Proben vom Performance-Infill genommen: Eckpunkt, 16er, Torraum, Nähe Platzmitte und Platzrand.

Das Material wurde anschließend gesiebt und mittels Partikelgrößenanalyse sortiert. Im frischen Zustand hat das Performance-Infill auf Kunstrasenplätzen eine Partikelgröße zwischen 0,5 und 2,5 mm.

„Ergeben sich bei den einzelnen Größenfraktionen starke Schwankungen oder ist eine große Menge von Partikeln kleiner/gleich 0,5 mm zu erkennen, ist das Indikator für eine hohe Platzbeanspruchung und größenabhängige Partikelbewegungen zu werten“, so Ralf Bertling.

Darüber hinaus gibt die Analyse Aufschluss über den Abrieb des Infills, möglichen Partikelverlust und den Pflegezustand eines Platzes.

Alternative Infillmaterialien für bestehende Kunstrasenplätze

Die gesammelten Erkenntnisse dienen nun als Grundlage für Vereine und Kommunen, um individuelle Emissionsminderungsstrategien für ihre Sportanlagen zu entwickeln. Denn, obwohl der Neubau von Kunstrasenplätzen künftig ohne Kunststoff-Infill erfolgen soll, gibt es auf den bestehenden Plätzen weiterhin erhebliche Mengen davon, die potenziell in die Umwelt gelangen können.

Die Stadt Oberhausen zum Beispiel ist das Problem bereits angegangen und gleicht seit 2020 Infill-Verluste auf Kunstrasenplätzen nur noch mit Sand aus, anstatt EPDM-Material zu verwenden. Des Weiteren empfehlen Sophie Rischmüller und Ralf Bertling, die Ökobilanz von alternativen Materialien ganzheitlich zu betrachten, um eine nachhaltig sinnvolle Entscheidung treffen können, was als geeigneter Ersatz von Kunststoff-Infill dienen kann.

Hier steht die gesamte Masterarbeit zum Download zur Verfügung

Jetzt Newsletter abonnieren

Immer auf dem aktuellen Stand, alle 2 Wochen in Ihrem Postfach.

Hier anmelden

Graphen lässt Ionen passieren: Meilenstein in der Forschung
Graphen lässt Ionen passieren: Meilenstein in der Forschung

Meilenstein in der Graphenforschung: Durch die gezielte Einführung von Defekten in ein zweilagiges Nanographen-System ist es Würzburger Chemikern gelungen, die Passage von Halogenid-Ionen zu kontrollieren. Ihre Ergebnisse sind in „Nature“ veröffentlicht. Sie zeigen neue Perspektiven für Anwendungen in der Wasserfiltration oder der Sensorik.

mehr lesen
Cellulose Fibre Innovation of the Year 2025: Six Nominees
Cellulose Fibre Innovation of the Year 2025: Six Nominees

The use of leaves for cellulose pulp and packaging, seaweed as a feedstock for biosynthetic fibres, plant-based surface material for car interiors and much more – The award nominees are as diverse as the thematic spectrum of the Cellulose Fibres Conference 2025 in Cologne

mehr lesen
ULTIMATE-Projekt: Technologie vernetzt Kläranlagen
ULTIMATE-Projekt: Technologie vernetzt Kläranlagen

Das ULTIMATE-Projekt hat ein Joint Control System (JCS) entwickelt, um die Abwasserbehandlung durch die Koordination von industriellen und kommunalen Kläranlagen zu verbessern. Das System nutzt Datenaustausch und prädiktive Modellierung, um die Belüftung zu optimieren, was zu einer Reduzierung der Stickstoffkonzentration um 50 %, einem Rückgang des Energieverbrauchs um 15 % und einer Steigerung der Energieeffizienz um 18 % führt.

mehr lesen

Sie möchten die F&S Filtrieren und Separieren testen?

Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeheft

Überzeugen Sie sich selbst: Gerne senden wir Ihnen die F&S kostenlos und unverbindlich zur Probe!

Finance Illustration 03