Der Klimawandel trifft die Arktis besonders hart: Hier steigen die Temperaturen deutlich schneller als im Rest der Welt. Um die Ursachen und Folgen dieser rasanten Erwärmung besser zu verstehen, führen Wissenschaftler der Messkampagne ASCCI („Arctic Springtime Chemistry-Climate Investigations“) detaillierte Untersuchungen durch. Die vom KIT und der Goethe-Universität Frankfurt koordinierte Kampagne nutzt Forschungsflüge, um klimarelevante Prozesse in der Region zu analysieren. Die Messungen, die bis Anfang April stattfinden, sollen neue Erkenntnisse über den Einfluss von Ozon, Wasserdampf und Luftschadstoffen liefern.
Luftschadstoffe in der Arktis
Besonders im Frühjahr werden Luftschadstoffe in die Arktis transportiert, die dort als kurzlebige Treibhausgase wirken können. Ein wichtiges Ziel der Kampagne ist es, diese Prozesse durch gezielte Messungen zu erfassen. Dabei kommt das Forschungsflugzeug HALO („High Altitude and Long Range Research Aircraft“) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zum Einsatz. Es ist bis April in Kiruna, Nordschweden, stationiert. Ein zentrales Messinstrument an Bord ist das Infrarotspektrometer GLORIA, das vom KIT und dem Forschungszentrum Jülich entwickelt wurde. Ziel von GLORIA ist die Messung hochaufgelöster vertikaler Verteilungen einer Vielzahl von Spurenstoffen in großen Höhen.
Einfluss des Hunga-Tonga-Ausbruchs
Außerdem hat der Ausbruch des Unterwasservulkans Hunga-Tonga vor drei Jahren die Stratosphäre beeinflusst. Dabei wurden große Mengen Wasser in die Atmosphäre befördert, die möglicherweise die Ozonschicht beeinträchtigen. Deshalb wollen die Forscher mit den Messflügen untersuchen, welche Folgen dies für das arktische Klima hat.
Daten für die Klimaforschung und Satellitenmission
Die gesammelten Daten dienen nicht nur der Weiterentwicklung von Klimamodellen, sondern auch der Vorbereitung der Satellitenmission CAIRT. Diese Mission soll erforschen, wie die Erdatmosphäre auf den Klimawandel reagiert. Das vom KIT koordinierte Konzept ist ein Kandidat für den nächsten „Earth Explorer 11“-Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Man erwartet die finale Entscheidung in der zweiten Jahreshälfte 2025.
Beteiligte Institutionen
Neben dem KIT und der Goethe-Universität Frankfurt sind das Forschungszentrum Jülich, das DLR, die Universität Heidelberg, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Bergische Universität Wuppertal an der ASCCI-Kampagne beteiligt.