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Abwasserreinigung: auch moderne Kläranlagen mit Industrieabwasser überfordert

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Autor: Hildegard Lyko

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Die Vielzahl von Stoffen, die aus der pharmazeutischen und chemischen Industrie schließlich in Gewässern landen, wird stark unterschätzt. Zu diesem Schluss kamen Forschende des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag und der ETH Zürich, nachdem sie über mehrere Monate die Abläufe von elf verschiedenen Schweizer Kläranlagen untersucht hatten, in denen Industrieabwässer in verschiedenen Anteilen behandelt wird.

Für ihre Studie hatten die Forscher:innen Anlagen ausgewählt, die sehr unterschiedliche Anteile von Industrieabwasser zu bewältigen haben, von 0 bis 100%. Mit hochaufgelöster Massenspektrometrie, teilweise automatisiert, wurden dann das behandelte Abwasser analysiert. So wurde es möglich, die Gesamtzahl der vorhandenen Verbindungen zu ermitteln und auch Substanzen zu verfolgen, die nur kurzzeitig in Spitzenkonzentrationen auftraten.

Auch nicht registrierte Chemikalien gefunden

Die Messkampagne führte im Wesentlichen zu drei Erkenntnissen:

  • Das behandelte Industrieabwasser enthält zeitweise bis zu 15 mal mehr verschiedene Stoffe und um ein bis zwei Größenordnungen höhere Konzentrationen an synthetischen organischen Verbindungen mit deutlich größeren Schwankungen als das häusliche Abwasser.
  • Die chemische Vielfalt der Abwässer ist sehr standortspezifisch und spiegelt die Herstellungsprozesse der jeweiligen Firmen wider. Doch sie ist auch stark durch weitere Faktoren beeinflusst, etwa durch Art und Umfang der Abwasser-Vorbehandlung, die Praxis, wie die Betriebe ihr Abwasser zur Kläranlage schicken, oder den Betrieb der Kläranlagen.
  • Unter der enormen Vielzahl gefundener Substanzen können sich auch toxische Verbindungen befinden, die eine Bedrohung darstellen für die die aquatische Artenvielfalt. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil die stark schwankenden Emissionen zu unerwarteten Spitzenkonzentrationen führen und das in laufend wechselnden chemischen Zusammensetzungen. Es wurden auch nicht registrierte Chemikalien gefunden.

 

Gängige Praxis des Abwassermonitorings reicht nicht aus

Die an der Studie beteiligten Forschenden ziehen den Schluss, dass die gängige Praxis zur Prüfung und möglichen Verbesserung der Wasserqualität nicht genügt. Heute werde zumeist eine Standardliste mit Zielschadstoffen sowie gewisse Summenparameter analysiert, statt an jedem Standort genau hinzuschauen. Nur so liessen sich jedoch massgeschneiderte Monitoringprogramme erstellen und – wo nötig – Massnahmen ergreifen, schreiben die  Wissenschaftler:innen. Strategien zur Minderung der Belastungen können einen sehr breiten Bereich umfassen, von einer Änderung der Abwasserbehandlungspraxis in den Unternehmen und Innovationen auf den Kläranlagen über Umstellungen der Herstellungsprozesse bis zu gesetzlichen Regulierungen oder gar einem Verbot gewisser Stoffe. Einige der Massnahmen werden von Industriebetrieben bereits heute erfolgreich umgesetzt.

Die Originalpublikation der Studienergebnisse finden Sie hier.

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