Der Abschlussbericht des Forschungsprojekts ARA – Antibiotika und Antibiotikaresistenzen im Abwasser (2020–2023) ist nun veröffentlicht. Der Erftverband und das Institut für Hygiene und Public Health (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn (UKB) haben darin den Beitrag von kleinen und mittelgroßen Krankenhäusern, den sog. Kliniken der Grund- und Regelversorgung, zur Verbreitung von Antibiotika und Antibiotikaresistenzen über den Abwasserpfad erforscht. Dazu gehörte auch die Untersuchung verschiedener Gegenmaßnahmen auf Ebene der weitergehenden Abwasserbehandlung.
Das Projekt wurde vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNV NRW) gefördert.
Abwasserbehandlung im Fokus
Konkret wurden zwei Abwassermonitoring-Programme zur Datenerhebung bezüglich Antibiotika, Antibiotikaresistenten Bakterien und Antibiotikaresistenzgenen durchgeführt:
- Erstens zum Resistenzaufkommen in den klinischen Abwässern des Elisabethkrankenhauses Grevenbroich sowie des Marien-Hospitals Euskirchen inklusive der beiden nachgeschalteten kommunalen Kläranlagen des Erftverbandes (die Kläranlage Grevenbroich bzw. das Gruppenklärwerk Euskirchen-Kessenich, jeweils mit konventionell-dreistufiger Abwasserbehandlung).
- Zweitens zum Rückhalt von Antibiotika und Antibiotikaresistenzen in Kläranlagen des Erftverbandes mit weitergehender Abwasserbehandlung: Der Kläranlage Bergheim-Glessen und dem Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal mit Membranbioreaktor (MBR) sowie der Kläranlage Rheinbach, der ein Retentionsbodenfilter mit beigemischter granulierter Aktivkohle nachgeschaltet ist (RBFplus).
Einträge aus Krankenhäusern
Im Projekt wurde das ubiquitäre Vorkommen von Antibiotika, antibiotikaresistenten Bakterien und Resistenzgenen im kommunalen Abwasser mit und ohne Klinikeinfluss bestätigt. Gleichzeitig wurde aufgezeigt, dass multiresistente Krankheitserreger (hier vor allem Erreger der besonders kritischen 4MRGN-Gruppe) sowie Reserveantibiotika in höherem Maße von Krankenhäusern in die Kanalisation eingebracht werden.
Die Gesamtfreisetzung multiresistenter Krankheitserreger (3MRGN- und 4MRGN-Erreger) ist bei den untersuchten Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung vergleichbar mit der in HyReKA untersuchten Maximalversorger-Klinik. Ob und in welchem Maße ein Wachstumstrend bei der Verbreitung multiresistenter Krankheitserreger im Abwasser existiert, konnte im Projekt nicht abschließend beantwortet werden und sollte mithilfe systematischer Langzeituntersuchungen abgeklärt werden.
Dezentrale oder kommunale Abwasserbehandlung?
Konventionelle Kläranlagen mit dreistufiger Abwasserbehandlung erzielen eine Verringerung der Konzentrationen antibiotikaresistenter Bakterien im Abwasser um bis zu 99,9 Prozent. Für einen vollständigen Rückhalt wird jedoch eine weitergehende Abwasserbehandlung benötigt. In diesem Zusammenhang konnte im ARA-Projekt aufgezeigt werden, dass das naturnahe und im Betrieb kostengünstige Verfahren des RBFplus ähnlich gute Resultate beim Rückhalt von Antibiotikaresistenzen erzielt wie die untersuchten Kläranlagen mit MBR.
Eine zentrale „end-of-pipe“-Lösung zur Entfernung von Antibiotikaresistenzen aus dem Abwasser (d. h. die Ertüchtigung kommunaler Kläranlagen mittels Verfahren der weitergehenden Abwasserbehandlung) erscheint hierbei leichter realisierbar als eine dezentrale Abwasserbehandlung an Krankenhäusern, widerspricht allerdings potenziell dem Verursacherprinzip. Die Frage nach einer dezentralen oder zentralen Lösung ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht pauschal zu beantworten und erfordert passgenaue Einzelfallentscheidungen.
Insbesondere ist in diesem Zusammenhang auch die Rolle von Mischwasserabschlägen zu berücksichtigen, die große Frachtanteile (antibiotikaresistenter) Bakterien – inklusive multiresistenter Krankheitserreger – an den Kläranlagen vorbei in die aquatische Umwelt einleiten.
Hier finden Sie den vollständigen Abschlussbericht.
Über den Erftverband
Als öffentlich-rechtlicher Wasserverband im Rheinischen Revier setzt der Erftverband sich für den Lebensraum Erft und für eine ganzheitliche Wasserwirtschaft ein. Mit mehr als 150 Jahren Erfahrung schafft er die Basis für artenreiche Flusslandschaften und reinigt das Abwasser für 1,2 Millionen Menschen. Mit mehr als 600 Wasserbegeisterten plant, baut und betreibt der Erftverband Grundwassermessstellen, Kläranlagen, Kanalnetze, Regenüberlauf- und Hochwasserrückhaltebecken. Darüber hinaus unterhält und renaturiert er die Fließgewässer im Einzugsgebiet der Erft und des Jüchener Bachs.