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Abfallverbrennung: Keine signifikanten PFAS-Emissionen

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS, finden sich in unzähligen Produkten und damit auch im Hausmüll. Doch welchen Anteil hat die Abfallverbrennung an der Freisetzung dieser Verbindungen? Das haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gemeinsam mit internationalen Partnern untersucht.

von | 18.10.24

Keine signifikanten PFAS-Emissionen durch Abfallverbrennung
Quelle: KIT
Abfallverbrennung: Keine signifikanten PFAS-Emissionen

Ergebnis der Versuche in der Verbrennungsanlage BRENDA (Brennkammer mit Dampfkessel) am KIT: Bei einer Abfallverbrennung in bei den europäischen Anlagen üblichen Temperaturen und Verweilzeiten bauen sich die Fluorpolymere nahezu vollständig ab. Die Studie wurde nun im Fachmagazin Chemosphere veröffentlicht.

Aufgrund ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften setzen Hersteller Fluorpolymere in sehr vielen Konsumprodukten ein. Die Stoffgruppe umfasst mehr als 10 000 Verbindungen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Manche davon sind gesundheitsschädlich. PFAS reichern sich im Grundwasser und in Böden an und führen vielerorts zu Problemen für die Umwelt.

Forschende untersuchen Effektivität von Verbrennungsprozessen

Ob und in welchem Ausmaß die Verbindungen auch über die Abfallverbrennung in die Umwelt gelangen, hat jetzt ein Forschungsteam des KIT geprüft. Verantwortlich: Dr. Hans-Joachim Gehrmann vom Institut für Technische Chemie (ITC) In Kooperation mit dem indischen Unternehmen Gujarat Fluorchemicals, einem Hersteller von Fluorpolymeren. Gemeinsam führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Untersuchungen an der Kraftwerkspilotbrennkammer BRENDA am KIT durch. Dabei wurden Fluorpolymere verbrannt und anschließend die PFAS-Konzentrationen im Waschwasser, in der Asche und im Abgas ermittelt. Ziel: Klärung, bei welchen Verbrennungstemperaturen und -bedingungen eine möglichst vollständige Zerstörung der PFAS erreicht wird.

Repräsentative Mischung von Fluorpolymeren

Die Forschenden testeten dabei zwei unterschiedliche Temperaturbedingungen. 860 Grad Celsius, entsprechend den europäischen Standards für die Hausmüllverbrennung. Und 1 095 Grad Celsius, wie bei der Verbrennung von gefährlichem Abfall. In beiden Fällen betrug die Mindestverweilzeit für die Abgase in der Brennkammer zwei Sekunden.

„Wir konnten zeigen, dass bei Verbrennungsbedingungen von 860 Grad Celsius und zwei Sekunden Verweilzeit ein fluorbezogener Abbaugrad von mehr als 99,99 Prozent erreicht werden kann. Das bedeutet, dass unter Bedingungen wie in einer Hausmüllverbrennung eine nahezu vollständige Mineralisierung der Fluorpolymere erreicht wurde“, berichtet Gehrmann. „Eine Verbrennung bei 1 095 Grad Celsius hat den Abbaugrad nicht signifikant erhöht. Das legt nahe, dass eine höhere Temperatur keinen wesentlichen Einfluss auf die Mineralisierung der Fluorpolymere hat.“

Restlose Entsorgung von Fluorpolymeren über die Abfallverbrennung

Für die Versuche in der Brennkammer wählte das Team eine repräsentative Mischung von Fluorpolymeren aus, die 80 Prozent der weltweit kommerziell genutzten Fluorpolymere abdeckt. Darunter Polytetrafluorethylen (PTFE, auch bekannt als Teflon®), Polyvinylidenfluorid (PVDF), Perfluoralkoxy-Polymere (PFA) und Fluorkautschuk (FKM).

Die Probenentnahme erfolgte an mehreren Stellen des Verbrennungsprozesses. Am Ausgang der Nachverbrennungskammer, nach dem Kessel und im Abgas am Schornstein. Darüber hinaus analysierte das Team Proben aus dem Waschwasser und der Asche. Mit analytischen Verfahren wie gekoppelter Gaschromatografie-Massenspektrometrie wurden PFAS präzise identifiziert und quantifiziert.

„Die Ergebnisse sind eine gute Nachricht für eine quasi restlose Entsorgung von Fluorpolymeren über die Hausmüllverbrennung nach europäischen Standards“, bewertet Gehrmann die Forschungsergebnisse. „Allerdings gelangen PFAS auch auf anderen Wegen in die Umwelt, die noch untersucht und bewertet werden müssen.“

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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