In einem offenen Brief an die Bundesregierung, die Ministerpräsident:innen der Länder und die Gesundheitsminister:innen von Bund und Ländern mahnen die Präsidiumsmitglieder der Gesellschaft für Aerosol-Forschung (GAeF) an, den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zur Ansteckungswahrscheinlichkeit in der öffentlichen Debatte über Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu beachten. Demnach ist es drinnen gefährlich, nicht draußen.
Symbolische Maßnahmen ohne Einfluss auf das Infektionsgeschehen
Die Unterzeichnerin und Unterzeichner des Briefes, Dr. Gerhard Scheuch (ehem. Präsident der ISAM – International Society for Aerosols in Medicine), Dr. Christof Asbach (GAeF-Präsident), Dr. Birgit Wehner (GAeF-Generalsekretärin), Dr. Andreas Held (stellv. GAeF-Präsident) und Dr. Sebastian Schmitt (Kassenwart der GAeF) finden deutliche Worte in Ihrem Schreiben. Demnach seien vielfältige Erkenntnisse zur Übertragung der SARS-CoV-2-Viren über den Luftweg publiziert worden, zusammengefasst und aufbereitet in einem im Winter 2020 erschienenen Positionspapier der GAeF.
Doch anstatt diese Erkenntnisse in praktisches Handeln zu übersetzen, würden symbolische Maßnahmen wie die Maskenpflicht beim Joggen erlassen, die keinen nennenswerten Einfluss auf das Infektionsgeschehen erwarten lassen.
Die Unterzeichner:innen bezeichnen die Nachrichten über Verbote von Treffen in Parks, Sperrungen von Rhein- und Mainufer und gar die Diskussion um Ausgangssperren als irreführende Kommunikation. Letztere verhinderten nicht, dass Menschen sich heimlich in Innenräumen treffen würden. Man müsse sich um die Orte kümmern, wo die mit Abstand allermeisten Infketionen passieren, und nicht die begrenzten Ressourcen auf die wenigen Promille der Ansteckungen im Freien verschwenden. Die aus ihrer Sicht wichtigen Maßnahmen sind zusammengefasst in den
sechs goldenen Regeln zur Infektionsvermeidung:
- “Infektionen finden in Innenräumen statt, deshalb sollten sich möglichst wenige Menschen außerhalb ihres Haushaltes dort treffen. Zusätzlich muss man beachten, dass in Innenräumen auch dann eine Ansteckung stattfindet, wenn man sich nicht direkt mit jemandem trifft, sich aber ein Infektiöser vorher in einem schlecht belüfteten Raum aufgehalten hat!
- Man sollte die Zeiten der Treffen und die Aufenthaltszeiten in Innenräumen so kurz wie möglich gestalten.
- Man sollte durch häufiges Stoß- oder Querlüften Bedingungen wie im Freien schaffen.
- Das Tragen von effektiven Masken ist in Innenräumen nötig. In der Fußgängerzone eine Maske zu tragen, um anschließend im eigenen Wohnzimmer eine Kaffeetafel ohne Maske zu veranstalten, ist nicht das, was wir als Experten unter Infektionsvermeidung verstehen. Dabei ist zu beachten, dass der Dichtsitz der Maske für ihre Effektivität mindestens genauso wichtig ist, wie die Abscheideeffizienz des Materials.
- Raumluftreiniger und Filter sind überall dort zu installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen (Wohnheime, Schulen, Alten-und Pflegeheime, Betreuungseinrichtungen, Büros und andere Arbeitsplätze.
- In großen Hallen und Räumen ist die Ansteckungsgefahr viel geringer als in kleinen Versammlungsräumen. Wenn man also wieder Theater, Konzerte, und Gottesdienste stattfinden lassen will, sollte das in großen gut gelüfteten Hallen stattfinden oder, wenn möglich, ins Freie ausgewichen werden.“
Weitere Informationen s. www.info.gaef.de.