Immer wieder wurden Plastikpartikel am Ufer Berliner Müggelsees gefunden, die als Kunststofffilter für Fischzuchtanlagen identifiziert wurden. Nun ist die Herkunft der 0,5cm großen Partikel aufgeklärt: Sie stammen aus Fischzuchtanlagen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).
Das Problem der Verunreinigung des Müggelsees durch diese Plastikfilterelemente ist schon seit einigen Jahren bekannt (u.a. berichtete der Tagesspiegel im Mai 2022 darüber) und die Süßwasserkreislaufanlagen des IGB wurden als mögliche Emissionsquelle betrachtet. Allerdings hatten die Verantwortlichen des Instituts es 2018 nach einer Anlagenbegehung ausgeschlossen, dass es aufgrund Anlagenstörungen zum Austrag der Filterelemente kommen kann. Nun gab das Institut bekannt, dass unter bestimmten Umständen, insbesondere bei Strom- oder Pumpenausfällen, doch Filterelemente aus den Anlagen freigesetzt werden konnten. Gleichzeitig sind die Expert:innen des IGB aber überzeugt, dass aufgrund einer Reihe technischer Verbesserungen seit Ende 2018 keine Filterelemente mehr freigesetzt werden können.
Meldung an die Behörden
Über den Zwischenstand seiner Erkenntnisse hat das Institut vergangene Woche die Wasserbehörde der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, das Umwelt- und Naturschutzamt Treptow-Köpenick und das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Spree-Havel informiert. Über die weiteren nötigen Schritte wollen die Verantwortlichen sich eng mit den zuständigen Behörden abstimmen.
Das Institut entschuldigt sich für die späte Aufklärung der möglichen Eintragspfade und dafür, wahrscheinlich zur Verschmutzung des Müggelsees beigetragen zu haben und kündigt an, über die weiteren Ergebnisse seiner eigenen betrieblichen Untersuchungen zu informieren.
Maßnahmen werden eingeleitet
Um Maßnahmen zur Entfernung der Filterelemente aus dem Müggelsee einleiten zu können, bittet das IGB Anwohner:innen und Besucher:innen, die Fundstellen der Plastikpartikel an das Institut unter info@igb-berlin.de zu melden.
Näheres zu den Fischzuchtanlagen des IGB und der Moving-Bed-Filtration
Das Institut betreibt auf seinem Gelände in der Nähe des Müggelsees vier verschiedene Anlagen zur Fischhaltung, darunter zwei Kreislaufanlagen, in denen das Wasser über Filteranlagen und biologische Reinigungsverfahren aufbereitet wird. Die biologische Wasserreinigung geschieht im sogenannten Moving-Bed-Filterverfahren, in denen kleine Polyethylen-Füllkörper (s. Bild) als Substrate für die Ansiedlung der Bakterien dienen, die für die Wasserreinigung sorgen. Die Umrüstung der Fischzuchtanlagen auf das Moving-Bed-Verfahren erfolgte 2015 bzw. 2017, und schon in 2018 wurden technische Verbesserungen an diesen Anlagen vorgenommen. Deshalb gehen die Verantwortlichen davon aus, dass der Austrag der Plastikfilterelemente in den Müggelsee im Zeitraum 2015 – 2018 geschehen sein muss.